Holocaust-Gedenktag: KZ-Überlebende und Knesset-Präsident warnen im Bundestag vor Menschenhass

Anlässlich des Holocaust-Gedenktages im Deutschen Bundestag hat die KZ-Überlebende Inge Auerbacher den Menschenhass "etwas Schreckliches" genannt. Knesset-Präsident Mickey Levy erinnerte im Anschluss daran, wie Menschen die Demokratie ausnutzen konnten, um sie zu überwinden.

Am 27. Januar 1945 hat die Rote Armee das größte deutsche Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau auf dem Territorium des heutigen Polens befreit. Seit 1996 wird dieser Tag in Deutschland als Holocaust-Gedenktag begangen. Im Jahr 2005 wurde der 27. Januar auch von der UNO zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust ernannt.

Die Gedenkstunde im Bundestag heute begann mit einer Rede der Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD), die den Antisemitismus als ein Problem der gesamten Gesellschaft bezeichnete. Sie rief die Bürger dazu auf, "Mut zur Intoleranz" zu zeigen. Nach ihrem Auftritt kam die Holocaust-Überlebende, Schriftstellerin und Chemikerin Inge Auerbacher zu Wort.

Auerbacher erzählte in kurzen Zügen die tragische Geschichte ihrer Kindheit. Drei Jahre war sie im KZ Theresienstadt interniert, wo die Opfer des Nationalsozialismus unmenschliche Behandlung, Hunger, Krankheit und Tod erlitten. Ihre Eltern und sie haben zu den wenigen Menschen gehört, die diese Schrecken überlebten. Schwere gesundheitliche Folgen hinderten Auerbacher später daran, eine Ehe einzugehen und eigene Kinder zu bekommen:

"Ich durfte nie ein Brautkleid tragen. Ich werde nie Mama oder Oma werden. Aber ich bin glücklich und die Kinder der Welt sind meine."

Sie wandte sich in ihrer Rede an die Menschen in Deutschland und appellierte, sich dem Antisemitismus entgegenzustellen und nannte den Menschenhass "etwas Schreckliches":

"Diese Krankheit muss so schnell wie möglich geheilt werden."

Im Anschluss sprach sich der israelische Parlamentspräsident Mickey Levy dafür aus, sich für die Demokratie und ihre Werte einzusetzen. Im Reichstagsgebäude könne man eine Ahnung davon bekommen, wie Menschen die Demokratie ausnutzen konnten, um sie zu überwinden, sagte Levy.

"Dies ist der Ort, wo die Menschheit die Grenzen des Bösen gedehnt hat, ein Ort, wo Werteverlust einen demokratischen Rahmen in eine rassistische und diskriminierende Tyrannei verwandelt hat."

Die Veranstaltung besuchten unter anderem Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundeskanzler Olaf Scholz. Im KZ Auschwitz hatten die Nazis mehr als eine Million Menschen, von denen die Mehrheit Juden waren, ermordet.

Mehr zum Thema - Bundesregierung verurteilt Nationalistenmärsche in der Ukraine - aber erst auf Nachfrage von RT DE