Papst Benedikt XVI. räumt Falschaussage bei Missbrauchsgutachten ein

Der emeritierte Papst Benedikt XVI. hat eingeräumt, bei seiner Stellungnahme für das Missbrauchsgutachten des Erzbistums München und Freising eine falsche Aussage gemacht zu haben. Im Gutachten über sexuellen Missbrauch im Erzbistum werden schwere Vorwürfe gegen ihn erhoben.

Papst Benedikt XVI. hat bei seiner Stellungnahme für das Missbrauchsgutachten des Erzbistums München und Freising an einer wichtigen Stelle eine falsche Aussage gemacht. Das räumte der emeritierte Pontifex am Montag in einer Stellungnahme seines Privatsekretärs Georg Gänswein ein, die unter anderem das Portal Vatican News und die Tagespost Stiftung dokumentierten.

Ein neues Gutachten über sexuellen Missbrauch im Erzbistum München und Freising erhebt schwere Vorwürfe gegen den emeritierten Papst Benedikt XVI. Der damalige Kardinal Joseph Ratzinger habe in seiner Zeit als Münchner Erzbischof Missbrauchstäter "mit hoher Wahrscheinlichkeit" wissentlich in der Seelsorge eingesetzt und darüber die Unwahrheit gesagt. So beurteilt es die vom Bistum beauftragte Anwaltskanzlei Westpfahl Spilker Wastl (WSW). In insgesamt vier Fällen werfen ihm die Gutachter Fehlerverhalten vor.

Mindestens 497 Kinder und Jugendliche sind laut der am Donnerstag vorgestellten Studie zwischen 1945 und 2019 in dem katholischen Bistum von Priestern, Diakonen oder anderen Mitarbeitern der Kirche sexuell missbraucht worden. Mindestens 235 mutmaßliche Täter gab es laut der Anwaltskanzlei – darunter 173 Priester.

In dem fast 2.000-seitigen Gutachten heißt es, 40 Kleriker seien auch nach Missbrauchsfällen weiterhin in der Seelsorge tätig gewesen beziehungsweise sei dies geduldet worden. Bei 18 davon erfolgte dies sogar nach "einschlägiger Verurteilung", wie der Jurist Martin Pusch sagte. Insgesamt seien bei 43 Klerikern "gebotene Maßnahmen mit Sanktionscharakter" unterblieben.

Dafür verantwortlich – auch das macht das Gutachten klar – sind aus Sicht der Anwälte vor allem die Münchner Bischöfe und Generalvikare und damit auch der spätere Papst Benedikt XVI., der von 1977 bis 1982 Erzbischof von München und Freising war. Die Anwälte halten Ratzinger in vier Fällen ein Fehlverhalten vor. In zwei davon soll er Priester, bei denen er "überwiegend wahrscheinlich" von ihrer Missbrauchsvergangenheit wusste, nach Bayern geholt haben. In allen Fällen habe Benedikt ein Fehlverhalten strikt zurückgewiesen. 

Zum einen geht es um einen Priester, der im Ausland rechtskräftig wegen Missbrauchs verurteilt worden war. In einem anderen Fall handelt es sich um den bekannten Fall eines Priesters aus Essen, der trotz Vorfällen in Nordrhein-Westfalen weiterhin in Bayern als Seelsorger mit Kindern und Jugendlichen arbeitete.

Nun korrigiert Papst Benedikt XVI. seine Aussage. Benedikt habe demnach, anders als in dem vorige Woche veröffentlichten Gutachten behauptet, doch im Jahr 1980 als Erzbischof von München und Freising an einer Ordinariatssitzung teilgenommen, bei der über einen Priester gesprochen wurde, der mehrfach wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern auffällig geworden war.

Der 94-Jährige wollte bei seiner Korrektur der Aussage "betonen, dass dies nicht aus böser Absicht heraus geschehen ist, sondern Folge eines Versehens bei der redaktionellen Bearbeitung seiner Stellungnahme war", hieß es in dem Statement.

"Dieser Fehler tut ihm sehr leid und er bittet, diesen Fehler zu entschuldigen."

Gänswein wollte zudem klarstellen, dass in jener Sitzung vom Januar 1980 "über einen seelsorgerlichen Einsatz des betreffenden Priesters nicht entschieden wurde. Vielmehr wurde lediglich der Bitte entsprochen, diesem während seiner therapeutischen Behandlung in München Unterkunft zu ermöglichen".

Benedikt studiere derzeit intensiv das Gutachten und sei seiner früheren Diözese "nahe" und "im Bemühen um Aufklärung sehr verbunden". 

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(dpa/rt)