Drosten-Vorgänger Krüger fordert Rückkehr zur Normalität an Schulen

Der ehemalige Chef-Virologe der Berliner Charité Detlev Krüger fordert zusammen mit Kinder- und Jugendmedizinern und dem Epidemiologen Klaus Stöhr in einem offenen Brief, die Massentestungen an Schulen zu stoppen und die Quarantäneregeln zu ändern.

Detlev Krüger war 27 Jahre Chefvirologe an der Berliner Charité und Vorgänger von Christian Drosten. Nun hat er sich zusammen mit dem Epidemiologen Klaus Stöhr sowie mit Kinder- und Jugendmedizinern in einem offenen Brief an den Bundeskanzler sowie die Kultus- und Bildungsminister gewandt und sich in die Debatte um Kitas und Schulen eingeschaltet. Die Experten fordern grundsätzliche Lockerungen der Quarantäne- und Testregeln. Man brauche einen Schulunterricht "ohne Beschränkungen, ohne Quarantäne und anlasslose Reihentestungen für gesunde Kinder". In dem Schreiben, das der Welt am Sonntag vorliegt, heißt es weiterhin:

"Wir brauchen eine Rückkehr zur Normalität für die Jüngsten."

Dass Viren mutieren, sei kein Grund, "Kinderrechte massiv zu verletzen", so die Autoren. Damit beziehen sie sich auf Klassen- und Schulschließungen, die bisher bei Corona-Verdachtsfällen praktiziert wurden. Stattdessen sprechen sich die Autoren für ein "Test to stay"-Programm wie in Großbritannien aus, bei dem die Kinder nach einem positiven Verdachtsfall als Kontaktperson täglich getestet werden und bei einem negativen Test in der Schule bleiben dürfen. Auch die Teilnahme von Kindern am gesellschaftlichen Leben wird von den Autoren im Zusammenhang mit der Corona-Impfung kritisch beleuchtet:

"Ihre Teilhabe an Kultur, Bildung und anderen Aktivitäten des sozialen Lebens darf nicht vom Vorliegen einer Impfung abhängig gemacht werden."

Da die Kinder aufgrund des geringen Erkrankungsrisikos bestenfalls einen marginalen Nutzen aus der Impfung ziehen, müsse der Impfung ein eingehendes Beratungsgespräch vorausgehen, um Nutzen und Risiken individuell abzuwägen.

"Schulen, Kitas oder auch Zoos sind dafür keine geeigneten Orte."

Gegenüber der Welt am Sonntag erklärte Krüger weiter, dass das Kindeswohl nicht gefährdet werden dürfe. Kinder hätten einen "erheblichen Beitrag zur Bewältigung der Pandemie geleistet" und dabei gravierende Nachteile für sich selbst in Kauf nehmen müssen:

"Unter den Folgen werden sie noch Jahre leiden."

Krüger geht zudem weiterhin davon aus, dass sich die Omikron-Variante sehr stark ausbreiten werde, was zu steigenden Infektionsraten bei einer geringeren Krankheitslast führen werde. Kinder erkranken nur sehr selten schwer, so Krüger, daher müsse man Schutzmaßnahmen auf Risikogruppen wie ältere Menschen ausrichten.

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