Viereinhalb Monate nach der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan warten noch rund 20.000 Afghanen auf eine Möglichkeit zur Einreise nach Deutschland. Dies berichtete die Deutsche Presse-Agentur (dpa) unter Berufung auf das Bundesinnenministerium. Den Angaben zufolge fluktuieren die Zahlen, weil sich frühere Ortskräfte, die sich in ihrer Heimat bedroht sehen, weiterhin an deutsche Behörden wenden oder auch Angehörige nachmelden können. Zudem sei es auch möglich, dass manche Betroffene sich bereits in einem anderen Land außerhalb Afghanistans aufhalten.
Die größte Gruppe unter den Eingereisten machen mit Stand vom 27. Dezember 2021 sogenannte Ortskräfte und ihre Angehörigen aus. Seit dem 16. August sind demnach 1.348 frühere Ortskräfte und ihre Angehörigen nach Deutschland gekommen, insgesamt 5.437 Menschen. Auch Menschenrechtler, Wissenschaftler, Künstler, Journalisten und andere Personen, die die Bundesregierung als besonders gefährdet einstuft, warten noch auf ihre Einreise. Aus dieser Gruppe sind bis Ende Dezember 466 Menschen nach Deutschland gekommen, inklusive ihrer Angehörigen waren es 1.462 Personen.
Die Linken-Abgeordnete Gökay Akbulut bezeichnete den Stand der bereits erfolgten Aufnahmen als "absolut unzureichend". In Richtung Annalena Baerbock erklärte sie:
"Die neue Außenministerin steht hier in der Pflicht, unkompliziert und schnell zu helfen."
Akbulut verwies auf einen Bericht der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) von Ende November. Demnach hätten die Taliban seit ihrer Machtübernahme allein in vier Provinzen Afghanistans mehr als 100 ehemalige Soldaten, Polizisten oder Geheimdienstler hingerichtet oder verschwinden lassen.
Baerbock zufolge will die neue Bundesregierung die Evakuierung besonders schutzbedürftiger Menschen aus Afghanistan beschleunigen. Das Auswärtige Amt hat bislang 670 Menschen mit einer Aufnahmezusage für Deutschland mit zwei eigenen Charterflügen aus Kabul evakuiert. Im Auswärtigen Amt hieß es, weitere Charterflüge direkt aus Kabul hätten aufgrund von Widerständen durch die Taliban vorerst nicht erfolgen können. Vor diesem Problem stünden auch andere Staaten. Weitere 430 Menschen hätten mit Flügen ausreisen können, die von Katar organisiert wurden.
"Daneben hat die Bundesregierung Ausreisen aus Afghanistan auf Linienflügen organisiert. Weitere Menschen konnten auf einem Flug einer Nichtregierungsorganisation ausreisen."
Aus dem pakistanischen Islamabad gab es laut Auswärtigem Amt 18 Charterflüge für die Weiterreise nach Deutschland, den jüngsten davon am 30. Dezember. Auf diesem Weg hätten rund 3.800 Afghaninnen und Afghanen mit Aufnahmezusagen einreisen können, also Ortskräfte und Personen von der Menschenrechtsliste des Außenamts sowie deren Angehörige. Seit der Machtübernahme der Taliban seien an deutschen Auslandsvertretungen in der Region mehr als 5.900 Visa für Afghanen erteilt worden.
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(dpa)