Mit Beginn der Nachtschicht zum Montag, dem 20. Dezember, wollen Amazon-Beschäftigte in Graben bei Augsburg, Leipzig, Bad Hersfeld (zwei Standorte), Werne, Rheinberg und Koblenz in den Streik treten, wie die Osthessen-Zeitung am Sonntag berichtet.
In Koblenz hatten Beschäftigte des Onlineriesen bereits von Donnerstag, den 16. bis Samstag, den 18. Dezember die Arbeit niedergelegt.
Mit der Arbeitsaussetzung im umsatzstarken Weihnachtsgeschäft reagiert die Gewerkschaft auf Aussagen des neuen Deutschland-Chefs von Amazon, Rocco Bräuniger, der wie sein Vorgänger keinen rechtsverbindlichen Tarifvertrag für die Beschäftigten mit Verdi abschließen will. Orhan Akman, bei Verdi zuständig für den Einzel- und Versandhandel, sagte:
"Herr Bräuniger hat in einem Interview angekündigt, dass er den gewerkschaftsfeindlichen Kurs seines Vorgängers Ralf Kleber fortsetzen will."
Akman weiter;
"Vielleicht hat er bei seiner Tätigkeit in Großbritannien und Australien vergessen, dass in Deutschland die Gewerkschaften für das Zustandekommen der Tarifverträge zuständig sind und Betriebsräte die Einhaltung überwachen. Die Gesetze unseres Landes gelten auch für hier tätige US-Konzerne. ver.di wird nicht zulassen, dass Amazon eine tariflose Zone bleibt."
Auf der Homepage der Gewerkschaft findet sich dazu folgender Passus:
"Sie wollen keine Aktien und sich nicht um den Kurs von Amazon kümmern. Die Amazon-Beschäftigten wollen tarifliche Sicherheit, ein festes Einkommen und gute Arbeitsplätze. Seit 2014 streiten sie in Deutschland mit Unterstützung von ver.di dafür – mit ersten Erfolgen. Die Stundenlöhne haben sich erhöht und der Gesundheitsschutz hat sich teils verbessert."
Verdi fordert, Tarifflucht und Dumpinglöhnen gesetzlich einen Riegel vorzuschieben. Dazu sollte die Allgemeinverbindlichkeitserklärung (AVE) von Tarifverträgen verbessert werden. Dann könnten sich auch Unternehmen wie Amazon nicht mehr den ausgehandelten Arbeitskonditionen in den Tarifverträgen entziehen.
Mehr zum Thema - Missbrauch von Marktmacht: Amazon in Italien zu Milliardenstrafe verurteilt