Die Deutsche Polizeigewerkschaft Sachsen hat in einer Pressemitteilung am Donnerstag vor einem drohenden "Corona-Kollaps" der sächsischen Polizei gewarnt. 400 Polizeibeschäftigte seien mit dem Coronavirus infiziert, 600 stünden derzeit nicht zur Verfügung, weil sie sich in Quarantäne befinden. Die Gewerkschaft sprach von einer "vergleichbaren Inzidenz von über 4.000, Tendenz stark steigend". Insgesamt beschäftigt die sächsische Polizei 14.000 Personen.
Die Landesvorsitzende Cathleen Martin erklärte gegenüber RTL, dass über 80 Prozent der Erkrankten geimpft seien.
"Ich weiß nicht, wie lange der Dienstbetrieb in den einzelnen Revieren aufrechterhalten werden kann. Es wird jetzt langsam megakritisch. Denn zu den Erkrankten kommen ja noch die Ungeimpften, die 14 Tage in Quarantäne müssen."
Zu den Corona-Fällen kämen noch 1.500 Langzeiterkrankte. Die nächsten zwei bis fünf Wochen würden "richtig heikel". Trotz der hohen Anzahl der Geimpften unter den Corona-Fällen sieht die Gewerkschafterin die Lösung des Problems im zügigen Nachimpfen mit den bedingt zugelassenen Impfstoffen, dem sogenannten Boostern.
Den Verantwortlichen warf sie vor, nicht zeitig genug mit dem Boostern begonnen zu haben. Man habe seinerzeit zwar für die Erstimpfung gesorgt (mit Johnson & Johnson, "weil's am billigsten ist"), aber versäumt, rechtzeitig mit dem Nachimpfen zu beginnen.
Die sächsische Staatsregierung widersprach den Vorwürfen der Gewerkschaft. Das Innenministerium erklärte gegenüber RTL, dass die Einsatzbereitschaft der Polizei nicht gefährdet sei, auch wenn sich das "hohe Infektionsgeschehen" in der sächsischen Polizei niederschlage. Die Nachimpfung sei in Vorbereitung:
"Aktuell wird eine neue Impfkampagne innerhalb der sächsischen Polizei vorbereitet, die in der 48. Kalenderwoche starten soll. Ziel ist es, den Bediensteten zeitnah Booster-Impfungen anzubieten."
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