Vorbereitung auf den Corona-Winter: Krankenhäuser wollen erneut Operationen verschieben

Damit genügend Betten für Corona-Patienten zur Verfügung stehen, haben mehrere Bundesländer angekündigt, Operationen zu verschieben. Für leere, freigehaltene Betten erhalten die Krankenhäuser hohe Ausgleichszahlungen, auch Kinderkliniken sollen profitieren. Das Problem des Personalmangels zur intensivmedizinischen Nutzung der Betten bleibt ungelöst.

Vor dem Hintergrund der steigenden Corona-Fallzahlen wollen mehrere Bundesländer planbare Operationen verschieben. Im letzten Jahr erhielten Krankenhäuser bis zu 50.000 Euro vom Bund pro freigehaltenes Bett. Nun soll ein neuer Beschluss her, von dem auch Kinderkliniken profitieren sollen.

Ähnliches geschah bereits im vergangenen Winter. Damals hatte die Bundesregierung einen mehrmonatigen Lockdown beschlossen. Die zusätzlichen Intensivbetten gab die Regierung 686 Millionen Euro zusätzlich frei. Unklar blieb jedoch, wo die zusätzlich aufgestellten Betten überhaupt standen.

Der Bundesrechnungshof kritisierte in einem Bericht dafür Bundesgesundheitsminister Jens Spahn. Dabei hätte Deutschland auch ohne die Millionenausgabe im weltweiten Vergleich der Industrienationen gut dagestanden – mit 34 Intensivbetten pro 100.000 Einwohner. In Frankreich betrug dieser Wert nur 16. 

Der SPD-Politiker Karl Lauterbach wies die Verantwortung für die Verschiebung  der eingriffe wieder einmal den Ungeimpften zu.

Für den Berliner Intensivmediziner Prof. Uwe Janssens ist die nun geplante Bettenreservierung zuallererst eine Folge der Personalknappheit und der Erschöpfung des Pflegepersonals. Die Zahlen der COVID-19-Patienten seien noch überschaubar, dies aber könne sich aber durchaus bald ändern. Er bedauert, dass so viele das "Geschenk" einer Impfung gegen das Virus nicht annehmen und dann womöglich intensivmedizinisch behandelt werden müssen.

In Deutschland haben insgesamt 55,6 Millionen Menschen zwei Impfdosen erhalten. Die sogenannten Auffrischungs- oder Booster-Impfungen wurden bereits 2,4 Millionen Menschen verabreicht. 

Der amtierende Kanzleramts-Chef Helge Braun kritisiert, die Verabreichung der dritten Impfdosis für die Ältesten sei zu spät begonnen worden: 

"Das hätte längst passieren müssen." 

Bundeskanzlerin Angela Merkel fordert mit Blick auf die aktuellen RKI-Zahlen, dass die 3G-Regeln eingehalten werden. Auch weitere Einschränkungen für Impfverweigerer soll sie für möglich halten. Regierungssprecher Steffen Seibert sieht angesichts der steigenden Zahlen an Corona-Patienten den einzigen Weg in einem Übergang zur schärferen 2G-Regel anstelle der 3G-Regel. Dann hätten nur noch Geimpfte und Genesene Zugang zu vielen öffentlichen Einrichtungen, beispielsweise Restaurants.

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