Ärztevertreter üben Kritik an der Aussage von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) zu einer Corona-Auffrischungsimpfung für alle. Spahn hatte die Risikogruppen genannt, für die eine solche Nachimpfung (auch "Booster" genannt) besonders empfohlen ist, und hatte dann darauf hingewiesen, dass das grundsätzlich auch für Jeden möglich ist.
Armin Beck, Vorstandsmitglied des Hausärzteverbands, sagte dem zur SPD-nahen Madsack-Mediengruppe gehörenden Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND):
"Wir sind verärgert, dass Bundesgesundheitsminister Jens Spahn Erwartungen schürt, Booster-Impfungen seien für Alle möglich. Die Hausärzte folgen der Empfehlung der Ständigen Impfkommission, und diese empfiehlt aktuell Drittimpfungen nur für über 70-Jährige und wenige andere Gruppen."
Durch Spahns Äußerungen werde nun aber der Aufklärungs- und Diskussionsbedarf in den Praxen größer. Wenn die Ständige Impfkommission (STIKO) ihre Empfehlung ausweite, impften die Hausärzte auch diese Personengruppen, kündigte er an.
Spahn hatte am Donnerstag auf Twitter geschrieben:
"Nachdem ich als #COVID19-Genesener im Mai eine Impfdosis bekommen habe, erhielt ich heute meine Auffrischungsimpfung. Freue mich, dass wir gestern mit über 100.000 #Booster-Impfungen einen Tagesrekord erzielt haben. Meine Bitte an alle: Jetzt informieren & Impfschutz boostern!"
Auch der bayerische Ministerpräsident Markus Söder warb am Freitag vehement für die Drittimpfung. Auf Twitter schrieb er:
"Der Impfprozess muss weiter vorangebracht werden. Jeder sollte seiner Vorbildfunktion gerecht werden und einen gesellschaftlichen Beitrag leisten. Wir brauchen eine eigene Kampagne für die Drittimpfung – unabhängig von Altersgrenzen."
Der Präsident der Bundesärztekammer Klaus Reinhardt erklärte dem RND: "Für die Notwendigkeit von Auffrisch-Impfungen für Menschen jeglichen Alters gibt es bisher keine ausreichende wissenschaftliche Evidenz."
Nur noch etwa 33.000 Arztpraxen in Deutschland beteiligen sich am Impfprogramm. Zu den Hochzeiten der Impfkampagne im Sommer boten noch über 70.000 Praxen die Verabreichung der bedingt zugelassenen Impfstoffe an.
Mehr zum Thema - Umfrage ergibt: Impfstrategie der Regierung gescheitert