Der Fall Gil Ofarim hat eine neue dramatische Wendung genommen. Beim Einchecken im Westin Hotel in Leipzig am Abend des 4. Oktober behauptete der Musiker, er habe sehr lange warten müssen, bevor er einchecken durfte. Ofarim sagte, dass er in einer langen Schlange stand und dass immer wieder andere Personen vorgezogen wurden. Auf seine Nachfrage, warum dies geschah, behauptete Ofarim, das Hotelpersonal habe von ihm verlangt, seine Davidstern-Halskette abzulegen, wenn er einchecken wolle. Laut Ofarim sagte der Hotelangestellte Herrn W. zu ihm:
"Packen Sie Ihren Stern ein, dann dürfen Sie ins Hotel einchecken."
Der Davidstern ist ein Symbol für den jüdischen Glauben und schmückt Synagogen seit dem Mittelalter. Die Nazis benutzten ihn, um Juden öffentlich zu stigmatisieren. Ofarim, der Sohn eines israelischen Musikers, ist auch als Sänger der Bands Zoo Army und Eight bekannt.
Ofarim machte schließlich auf Instagram seinem Ärger Luft und veröffentlichte ein Video:
Es endet mit den Worten:
"Wirklich? Deutschland 2021."
Viele reagierten rasch auf die Behauptungen von Ofarim und drückten ihre Solidarität aus, ohne die andere Seite der Geschichte zu hören.
Andere hingegen bestanden darauf, zunächst beide Seiten zu hören und forderten die Freigabe der Beweise, bevor Menschenleben ruiniert würden. Ein Kommentator merkte an, dass Ofarims Geschichte sehr verdächtig und ähnlich wie die des inzwischen in Ungnade gefallenen US-amerikanischen Schauspielers Jussie Smollet klang, der einst fälschlicherweise behauptet hatte, er sei in Chicago von rassistischen Homophoben angegriffen worden, um Sympathien zu gewinnen, um seine Schauspielkarriere zu fördern.
Die Polizei leitete damals Ermittlungen ein und zwei Westin-Hotelangestellte wurden vorläufig suspendiert.
Die Hotelangestellten schilderten die Situation gegenüber Bild anders. Der Mitarbeiter Herr W. habe drei Gäste vorgelassen. Ofarim sei wütend geworden, es sei zu einem "Wortgefecht" gekommen. Er wurde daraufhin aufgefordert, das Hotel zu verlassen.
Ofarims Managerin Yvonne Probst dementierte dies jedoch. Sie sagte dazu:
"Gil sagt, dass es nicht so war. Dass es mit seinem Davidstern zu tun hat, hat er sich nicht ausgedacht. Er sagt, das ist immer das Problem mit dem Antisemitismus, dass dann Aussage gegen Aussage steht. Er hat definitiv nicht gehetzt."
Der beschuldigte Hotelangestellte erstattete daraufhin Anzeige wegen Verleumdung und Bedrohung. Er hatte den Vorfall "deutlich abweichend von den Aussagen des Künstlers" geschildert. Darüber hinaus hatten sich Menschen in den sozialen Netzwerken völlig entfesselt gegen das Hotelpersonal geäußert.
Nachdem der Hotelangestellte Anzeige gegen Ofarim erstattet hatte, stellte der Sänger daraufhin selbst Strafanzeige gegen den Angestellten. Dies teilte er am Dienstag auf Instagram mit.
Doch jetzt gibt es gravierende neue Entwicklungen in der Ofarim-Affäre. Medienberichten zufolge liegen nun Auswertungen von tonlosen Videos der Überwachungskamera vor, die die Frage aufwerfen, ob Gil Ofarim die Davidsternkette überhaupt sichtbar um den Hals trug.
Die Auswertung der Überwachungsvideos könnte einen Wendepunkt in dem Fall bringen. Wie unter anderem die Leipziger Volkszeitung unter Berufung auf Polizeikreise berichtet, erhärtet sich der Verdacht, dass Gil Ofarim die Kette mit dem Davidstern zum Zeitpunkt seines Aufenthalts im Hotel nicht sichtbar um den Hals getragen hat.
Gegenüber Bild am Sonntag sagte Ofarim nun, er könne sich nicht mehr daran erinnern, ob er die Kette an dem Abend im Hotel sichtbar getragen habe oder nicht.
Der Bild am Sonntag sagte Ofarim auf Nachfrage:
"Es geht nicht um die Kette. Es geht eigentlich um etwas viel Größeres."
Der neue Videobeweis löste in den sozialen Medien einen Shitstorm aus.
Die Leipziger Polizei habe laut Bild mittlerweile "ernstzunehmende Zweifel", dass sich der Vorfall so abgespielt hat, wie der Sänger in seiner Instagram-Story berichtete. Die Polizei untersucht den Vorfall weiter.
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