Der SPD-Politiker und Talkshow-Experte Karl Lauterbach hat seine Meinung in Bezug auf Cannabis geändert und sich nun für eine Legalisierung ausgesprochen. In einem Interview mit der Rheinischen Post sprach er sich dafür aus, einen Passus zur Legalisierung von Cannabis in einem möglichen Koalitionsvertrag von SPD, FDP und Bündnis 90/Die Grünen festzuschreiben. Er erklärte, dass er die Cannabis-Legalisierung jahrelang abgelehnt habe. Mittlerweile komme er jedoch zu einem anderen Schluss:
"Immer häufiger wird dem illegal verkauften Straßencannabis neuartiges Heroin beigemischt, das sich rauchen lässt. Damit werden Cannabis-Konsumenten schnell in eine Heroin-Abhängigkeit getrieben."
Mit einer Legalisierung von Cannabis lasse sich der Handel mit dem mutmaßlich verunreinigten Haschisch jedoch unterbinden. Belege für seine Behauptung, dass Cannabis auf dem Schwarzmarkt mit Heroin gestreckt wird, lieferte der SPD-Politiker jedoch nicht. Die Jugendorganisation der FDP, die Jungen Liberalen, fordern unterdessen eine noch weitreichendere Drogenreform: Im Interview mit der Rheinischen Post erklärte der Chef der Jungen Liberalen, Jens Teutrine:
"Die Prohibition, Kriminalisierung und Stigmatisierung von Cannabis ist gescheitert."
In der Coronakrise habe sich gezeigt, dass der Staat sich um wichtigere Dinge kümmern solle als "um die Strafverfolgung von harmlosen Kiffern". In lizenzierten Fachgeschäften sollten Volljährige Cannabis deshalb frei erwerben können. Nur eine vollständige Legalisierung und keine Modellprojekte würden die notwendigen Qualitätsstandards und den Jugendschutz sicherstellen. Die immensen Ressourcen, die bei Polizei und Justiz dadurch gebunden werden, könnten auf diese Weise an anderer Stelle besser eingesetzt werden, so Teutrine.
FDP und Bündnis 90/Die Grünen sind für eine Legalisierung von Cannabis und sprechen sich für einen Verkauf in lizenzierten Fachgeschäften aus. Die SPD befürwortet erst einmal eine "regulierte Abgabe" an Erwachsene in Modellprojekten.
Vertreter von Polizeigewerkschaften hatten angesichts der Koalitionsverhandlungen bereits vor einer Legalisierung gewarnt: Der Bundesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, Oliver Malchow, sagte gegenüber der Neuen Osnabrücker Zeitung, es ergebe keinen Sinn, neben Alkohol die Tür für eine weitere "gefährliche und oft verharmloste" Droge zu öffnen. Auch der Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, sagte der Zeitung, dass Cannabis nicht nur eine gefährliche Einstiegsdroge sei, sondern wegen der Unkontrollierbarkeit der Zusammensetzung insbesondere für junge Menschen eine Gefahr.
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