Umfrage: 68 Prozent für Laschet-Rücktritt von allen Ämtern

Nach dem desaströsen Ergebnis bei der Bundestagswahl ist der Unions-Kanzlerkandiat Armin Laschet schwer angezählt. Intern sind Machtkämpfe aufgeflammt. Schon werden Rufe nach Laschets Rücktritt laut. Nun zeigt eine Umfrage, dass auch die Mehrheit der Deutschen seinen Rücktritt begrüßen würde.

Nach dem Desaster bei der Bundestagswahl am vergangenen Sonntag mehren sich die Kritiker des CDU-Vorsitzenden Armin Laschet. Von einigen Parteimitgliedern kam sogar schon eine Rücktrittsforderung. Die Union war von 32,9 Prozent (2017) auf den historischen Tiefpunkt von 24,1 Prozent abgestürzt. Die SPD wurde mit 25,7 Prozent stärkste Kraft. Kurz nach dem Urnengang ergab eine Umfrage, dass rund die Hälfte der Unionsanhänger den Rücktritt des CDU-Chefs begrüßen würden. Doch Laschet ist weiterhin davon überzeugt, dass die Union doch noch eine Jamaika-Koalition hinbekommen und er ins Kanzleramt einziehen könnte.

Am Dienstagabend erklärte der CDU-Chef nach der Sitzung der Unions-Fraktion: "Wir werden jetzt in den nächsten Tagen mit der FDP und mit den Grünen sprechen. Unser Gesprächsangebot steht." Die Union habe die Wahl zwar nicht gewonnen. Die Lage sei aber unübersichtlich. Jede demokratische Partei müsse nun bereit sein, Verantwortung zu übernehmen. Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur dpa, der sich auf Teilnehmerkreise beruft, soll Laschet in der Sitzung gesagt haben, man solle "das mit Jamaika nicht so schnell aufgeben." Es gebe starke Signale der FDP in Richtung der Union.

Laut einer aktuellen Umfrage würde allerdings eine deutliche Mehrheit der Menschen in Deutschland einen Rücktritt des Unions-Kanzlerkandidaten von allen seinen politischen Ämtern begrüßen. Laut der am Mittwoch veröffentlichten YouGov-Erhebung sprechen sich 68 Prozent dafür aus. 13 Prozent sind dagegen.

Laschet ist allerdings wohl nicht bereit, so leicht aufzugeben. Am Mittwoch verschickten die Vorsitzenden von CDU und CSU Schreiben an die Grünen-Vorsitzenden Annalena Baerbock und Robert Habeck sowie an FDP-Chef Christian Lindner. Darin luden sie diese zu Gesprächen über die Bildung einer Jamaika-Koalition ein. Laut dpa hätten Laschet und der CSU-Chef Markus Söder darin betont, dass eine Koalition aus Grünen, FDP und CDU/CSU ein "zukunftsweisendes politisches Projekt" sein könne, das Deutschland "modernisiere und nachhaltiger mache". Das aber auch "die ganze gesellschaftliche Breite" des Landes abbilde.

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