"2G wird kommen" – Lauterbach zur Aussicht nach der Bundestagswahl

Für eine flächendeckende 2G-Regel auch am Arbeitsplatz sprechen nach Ansicht des SPD-Gesundheitspolitikers Karl Lauterbach unter anderem ökonomische Vorteile. Zudem werde es nach der Bundestagswahl eine neue Diskussion geben – und die 2G-Regel werde sowieso eingeführt.

Der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach spricht sich für die sogenannte 2G-Regelung (geimpft oder genesen) flächendeckend und auch am Arbeitsplatz aus. Gegenüber der Nachrichtenseite ntv.de erklärte er:

"Ich bin für eine wesentlich strengere Einführung von 2G. Und zwar dort, wo es medizinisch sinnvoll ist, natürlich darf es da keine Willkür geben."

Dabei nannte er als Vorbild das Bundesland Hamburg, wo 2G ermögliche, dass wieder viele Menschen auf engem Raum wie in Clubs zusammenkommen dürfen, ohne Masken tragen zu müssen.

Dabei bliebe ein Restrisiko der Ansteckung mit dem Virus durch Geimpfte, doch sei dies demnach eher harmlos: "Sie erkranken aber in aller Regel gar nicht oder haben nur einen sehr milden Krankheitsverlauf." 

Der insbesondere seit dem Beginn der Corona-Pandemie bundesweit bekannte SPD-Politiker und Mediziner meint, so könne man die Zögernden überzeugen – womit er sich auf die 22 Prozent ungeimpften, impffähigen Erwachsenen bezog, auch wenn es nach seiner Ansicht immer einen Anteil geben werde, der auch dann nicht mitzieht: "Harte Impfgegner werden wir so nicht überreden und vermutlich auch durch keine anderen Maßnahmen erreichen." Laut dem SPD-Gesundheits- und Sozialpolitiker stelle das Vorgehen aber keine Impfpflicht durch die Hintertür dar:

"Der Ungeimpfte kann nicht für sich in Anspruch nehmen, Rechte zu genießen, die eigentlich medizinisch so nicht vertretbar sind."

Zudem betonte er, es sei so gut wie ausgemacht, dass nach der Wahl nur noch 2G gelten werde:

"Nach der Bundestagswahl wird es ohnehin eine neue Diskussion um 2G geben. 2G wird kommen."

Eine optionale Anwendung des 2G-Modells, wie zum Beispiel in Berlin, mit dem es Unternehmern und Gastronomen überlassen bleibt, ob sie auch negativ Getestete (3G) oder nur 2G-Personen  Zutritt gewähren, ist nach Ansicht von Lauterbach nur ein Zwischenschritt, wohingegen die 2G-Regel auch ökonomisch Vorteile und Vereinfachung mit sich bringe:

"Sie können sich nämlich so den ganzen Ärger mit den Tests sparen und vor allem wieder die Häuser und Restaurants voll besetzen. Das ist ja wirtschaftlich viel besser."

Auch am Arbeitsplatz sei eine 2G-Regel in den Augen Lauterbachs sinnvoll, und er verwies auf Italien, wo ein 3G-Modell für Arbeitnehmer gilt, was die Impfquote noch mal deutlich gesteigert habe. "Wir könnten damit auch die ganze Debatte um Arbeitsentgelt-Zahlungen für Ungeimpfte, die in Quarantäne müssen, entschärfen", argumentiert Lauterbach.

Lauterbach betont erneut seine Kritik an den Beschlüssen der Gesundheitsminister von Bund und Ländern vom Mittwoch, wonach es für Verdienstausfälle wegen einer angeordneten Quarantäne ab November keine Entschädigung mehr für jene geben soll, für die es eine Impfempfehlung gibt und die sich auch impfen lassen können.

"Natürlich kann man versuchen, so auf Ungeimpfte Druck zu machen." Es könne aber bedeuten, dass keiner mehr Kontaktpersonen nenne und sich Kontakte unter Falschnamen eintragen, schrieb der SPD-Gesundheitsexperte dazu bereits auf Twitter.

Gegenüber ntv führte er die Warnung aus, dass es dadurch zu "einer breiten Quarantäneverweigerung und möglicherweise sinkenden Testbereitschaft in den Betrieben und auch privat" kommen könne. Außerdem könnte dieser Ansatz dazu führen, "dass sich die betroffenen Menschen gar nicht erst in Quarantäne begeben oder Infizierte ihre Kontaktpersonen nicht nennen", so Lauterbach. "Das wird insbesondere bei einkommensschwächeren Menschen der Fall sein."

Auch die Bereitschaft zu Tests werde abnehmen, so Lauterbach. "Denn jeder, der positiv getestet wird, steht dann in der Kritik, weil er damit möglicherweise seine Kolleginnen und Kollegen in die unbezahlte Quarantäne schickt."

"Dieser Effekt hätte negative Auswirkungen sowohl auf die weitere Pandemiebekämpfung als auch auf die Gesundheit derjenigen, die eigentlich in Quarantäne und womöglich medizinisch versorgt werden müssten." Die am Mittwoch beschlossene Regelung sei daher viel eher ein "Einstieg in den Impfzwang", so Lauterbach, der sich nochmals dafür aussprach, dass bundesweit das Arbeitsentgelt auch in der Quarantänezeit weitergezahlt wird.

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