Der ehemalige Bundespräsident Joachim Gauck hielt mit seinen Ansichten über Menschen, die den Corona-Vakzinen mit Notfallzulassung skeptisch gegenüberstehen, jüngst nicht hinter dem Berg. Bei einer Tagung für Lehrer in der Hanse- und Universitätsstadt Rostock nutzte er für den ansonsten unisono als Impfverweigerer bezeichneten Bevölkerungsteil eine noch deftigere Wortwahl.
Die Pandemie sei noch nicht überwunden, erklärte Gauck, und fügte hinzu:
"Dann ist ja auch schrecklich, dass wir in einem Land leben, in dem nicht nur Bildungswillige leben, sondern auch hinreichende Zahlen von Bekloppten. Also, Entschuldigung, das darf ich mal so locker formulieren, ich bin ja jetzt Rentner und muss nicht mehr auf jedes Wort achten."
Jüngst vor Schülern in Berlin wartete nun auch Gaucks Nachfolger im höchsten Amt des Staates und als solcher der "Nachmieter" im Schloss Bellevue ebenfalls mit einer expliziten Meinung darüber auf, wodurch viele Menschen seiner Ansicht nach überhaupt erst zu sogenannten Impfskeptikern werden. Was Gauck als "Bekloppte" bezeichnete, sind für ihn vielmehr "nur" Opfer – Opfer einer Propaganda der völlig Impfunwilligen. Thema war die mutmaßliche Rolle von sozialen Medien in Zeiten der Corona-Pandemie. Zunächst einmal würden sich nach Auffassung des Politikers die Jugendlichen überzeugt zeigen, "dass zu viele Informationen über die traditionellen Medien gelaufen" wären "und zu widersprüchliche über die sozialen Medien".
Bei seinem Besuch einer Impfaktion an der Ruth-Cohn-Schule im Berliner Stadtteil Charlottenburg ging Steinmeier auf das Zuviel an Informationen zwar nicht ein, dann aber umso ausführlicher auf die widersprüchlichen Informationen in den sozialen Medien. Die Informationen, die sich nicht mit dem in den traditionellen Medien vorherrschenden Corona-Narrativ decken, erklärte Steinmeier dabei zu reiner Propaganda:
"Gerade in den sozialen Medien ist viel Propaganda von Impfunwilligen und Verschwörungstheoretikern betrieben worden. Das hat ganz offensichtlich Wirkung hinterlassen bei den Jugendlichen, die sich vorrangig aus den sozialen Medien informieren."
Steinmeier versuchte deshalb den Jugendlichen ferner zu erklären, es sei entscheidend, sich mit Hilfe von den Medien zu informieren, denen man wirklich vertrauen könne. Teile des Lehrkörpers berichteten dem Bundespräsidenten außerdem, wie wichtig die Gruppe der Gleichaltrigen für die Meinungsbildung der Schülerinnen und Schüler sei. Wenn sich einer aus der Klasse impfen lasse, würden es auch schneller die anderen machen lassen.
Einmal vor Ort in der Schule, rief der Bundespräsident bei seinem Besuch die Jugendlichen auch noch einmal direkt zum Impfen auf:
"Wir sind nicht am Ziel, aber wir können das Ziel erreichen. Voraussetzung dafür ist, dass sich die Menschen impfen lassen."
Am Montag startete die bundesweite Aktionswoche #hierWirdGeimpft. Aufgrund der hinter den Erwartungen zurückbleibenden Impfbereitschaft in der deutschen Bevölkerung soll etwa durch angepasste PR-Maßnahmen und noch niedrigschwelligere Impfangebote die Motivation zur Corona-Vakzination in der Bevölkerung erhöht werden.
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