Prof. Herfried Münkler über Angela Merkel: "Glücksfall für die deutsche Geschichte"

Nach vier Bundestagswahlperioden und 16 Jahren Regierungszeit nähert sich die Ära Merkel dem Ende. Aus diesem Anlass beantwortete der bekannte, emeritierte Politologe Herfried Münkler beim Verein Ausländischer Presse e.V. die Fragen internationaler Journalisten.

Prof. em. Herfried Münkler gilt als einer der renommiertesten Politikwissenschaftler Deutschlands. Am Mittwoch war er zu Gast beim Verein der Ausländischen Presse e.V. (VAP). Via Zoom beantwortete Münkler die Fragen von Vertretern der internationalen Presse.

RT DE wollte von dem Politologen erfahren, warum Bundeskanzlerin Angela Merkel – auch im Hinblick auf die geopolitischen Entwicklungen der letzten Jahre – seiner Ansicht nach ein "Glücksfall" für Deutschland war.

Besonders ihr Führungsstil habe Deutschland gut getan, zeigte sich der Politologe überzeugt.

"Dieses Führen von hinten hat vermieden, dass es stabile Fronten gegen Deutschland gab."

Angesichts des desaströsen Scheiterns der NATO in Afghanistan äußerte Münkler die Ansicht, dass sich das Streben nach einer "regelbasierten Weltordnung" und der "Werteexport" erledigt hätten. Auch im Zusammenhang mit der von Beobachtern geäußerten Ansicht, dass der sogenannte Export von Werten seitens der transatlantischen Gemeinschaft ohnehin äußerst selektiv erfolge, bat RT DE um eine Erläuterung seiner Einschätzung. Der Historiker ist u.a. überzeugt:

"Souveränität ist eine Kategorie, bei der es unmöglich ist, eine wertefundierte und normengetriebene Weltordnung aufzubauen."

In Bezug auf "Nation Building" und "Werte" nahm der renommierte Politologe in seinen Ausführungen auch Bezug auf Irak, Syrien und die NATO-Intervention in Libyen.

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