Evakuierungen aus Afghanistan: Bislang 4.921 Menschen nach Deutschland eingereist

Seit Beginn der Evakuierungsflüge aus Afghanistan sind nach Angaben des Bundesinnenministeriums bislang 4.921 Menschen nach Deutschland eingereist. Rund 4.100 davon waren afghanische Staatsbürger. Laut Horst Seehofer waren unter den Eingereisten 20 polizeibekannte Personen.

Von den insgesamt 4.921 Menschen, die bislang aus Afghanistan nach Deutschland evakuiert worden sind, sind nach Angaben des Bundesinnenministeriums (mit Stand Sonntag) 4.129 Afghanen, 469 Deutsche und 323 Bürger anderer Staaten. Darunter sind einem Bericht der Nachrichtenagentur dpa zufolge 248 ehemalige Ortskräfte Deutschlands, die in Begleitung von 916 Familienmitgliedern eingereist sind. Dass die Zahlen weiter stiegen, zeige, dass die Evakuierungen auch nach dem Ende der Luftbrücke weitergingen, teilte eine Ministeriumssprecherin demnach mit. Im Rahmen der Einreisekontrollen seien 20 sicherheitsrelevante Personen identifiziert worden.

Unter den Evakuierten waren auch Bürger zahlreicher anderer Staaten, wobei Deutsche wiederum auch vom Militär anderer Nationen ausgeflogen wurden. Die Menschen, die dann in den vergangenen Tagen – nach Ende der deutschen Evakuierungsflüge – aus Afghanistan nach Deutschland kamen, reisten auf unterschiedlichen Routen. Teilweise kamen sie den Angaben zufolge über das Emirat Katar.

Unter den Evakuierten auch 20 "sicherheitsrelevante Fälle"

Über die Luftbrücke aus Kabul sind nach bisherigen Erkenntnissen auch 20 Menschen nach Deutschland gekommen, die den Sicherheitsbehörden bekannt sind. Es handele sich dabei um Fälle, "die sicherheitsrelevant sind, die dadurch, dass sie nicht schon in Kabul geprüft wurden, jetzt in Deutschland sind", sagte Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) am Freitag im Münchner Presseclub.

Unter den Straftätern sind laut Seehofer unter anderem verurteilte Vergewaltiger. Nach Deutschland sei zudem ein Mann gelangt, "der nach übereinstimmender Ansicht von Deutschland, Amerika und Großbritannien noch höher einzustufen ist", berichtete der Minister. In anderen Fällen ging es um gefälschte Dokumente. Insgesamt vier der Ausgeflogenen waren – teilweise schon vor Jahren – von Deutschland nach Afghanistan abgeschoben worden. Eingereist sind nach dpa-Informationen neben Straftätern auch mehrere Menschen, deren Namen schon im gemeinsamen Terrorismusabwehrzentrum von Bund und Ländern aufgetaucht waren. Der Sprecher des Bundesinnenministeriums Steve Alter erklärte der dpa:

"Zwei Straftäter wurden aufgrund offener Haftbefehle in die Justizvollzugsanstalt eingeliefert."

Zwei weitere Afghanen seien "nach wie vor in der Obhut der Behörden".

Laut Seehofer hat in Kabul eine Notsituation geherrscht, und solche Situationen würden immer auch von Kriminellen ausgenutzt. Auf der einen Seite "werde ich aufgefordert, 'Türen auf, lasst sie kommen'". Wenn dann die Sicherheitsüberprüfung erst bei der Einreise in Deutschland stattfinde und sich dann herausstelle, dass auch einige unerwünschte Personen ins Land gekommen seien, werde er kritisiert. Es sei seine Aufgabe als Innenminister, bei den Ausgeflogenen genau hinzuschauen, so Seehofer. Er ergänzte: 

"Wenn jemand in Deutschland Kinder vergewaltigt hat, wir ihn abgeschoben haben und er ist jetzt wieder in Deutschland, dann kann ich doch nicht sagen, ich verzichte darauf zu wissen, wer nach Deutschland einreist und ob das ein Sicherheitsproblem ist."

Bei dem von ihm geschilderten Fall handele es sich um keine ehemalige Ortskraft. Ziel der Luftbrücke war es, vorrangig Deutsche sowie lokale Mitarbeiter und ihre Familien nach Deutschland zu bringen.

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(rt/dpa/reuters)