Eklat im WDR: FDP führt beim Klimathema – und wird auf den vorletzten Platz zurückgestuft

Die FDP führt in der Rangliste um das beste Wahlprogramm beim Thema Klimaschutz? Das darf nicht sein, dachte sich offenbar die Redaktion der WDR-Sendung "Quarks". Weil es nicht glaubwürdig sei, dass die FDP ihre Ziele auch umsetzt, landete die Partei spontan auf dem vorletzten Platz.

Ist das noch Journalismus oder schon Wahlkampfhilfe? In der Ausgabe vom 1. September hat die Sendung "Quarks" des Westdeutschen Rundfunks (WDR) unter die Lupe genommen, was die Parteien in ihren Wahlprorammen zum Thema Klimaschutz schreiben. Das Ergebnis hat der Redaktion offenbar nicht gefallen. Die Rangliste, die man zum Schluss der 20-minütigen Sendung den Zuschauern präsentierte, wurde daher noch schnell umgeschrieben.  

Der Taschenspielertrick: Spontan wurde ein neues Kriterium eingeführt – Glaubwürdigkeit. Dabei war vorher nur davon die Rede, "welche Partei den ambitioniertesten Klimaschutz plant". Hier stand zuerst die FDP auf Platz 1 vor der Linkspartei und Bündnis 90/Die Grünen.

Aber was nicht sein kann, darf auch nicht sein. Das Ergebnis mit der FDP an der Spitze durfte so nicht stehen bleiben. Würde die FDP ihre Pläne tatsächlich umsetzen, würden die Kohlekraftwerke ganz schnell still gelegt werden und der Klimaneutralität wäre man "sehr schnell sehr viel näher", lautete das Fazit von Quarks. Aber:

"Wir bezweifeln, dass [die FDP] das auch so tun würde. Denn: Auch die FDP will wahrscheinlich nicht, dass Deutschland ein Stromversorgungsproblem bekommt."

Damit, dass die FDP also wahrscheinlich nicht will, dass Deutschland ein Stromversorgungsproblem bekommt, bewege sich die FDP eigentlich eher auf dem vorletzten Platz, was den Klimaschutz angeht (vor der AfD auf Platz 6).

"Der CO2-Preis sei die einzige konkrete Maßnahme."

Das endgültige Fazit: Beim Klimaschutz kann nach den Maßstäben der Quarks-Redaktion niemand gut genug für den ersten Platz sein.

Warum alle anderen Parteien glaubwürdiger als die FDP bei ihrem Wahlprogramm sein sollen, erschließt sich nicht. Muss eine Partei erst signalisieren, dass sie mit ihren "konkreten Maßnahmen" ein Stromversorgungsproblem für Deutschland in Kauf nimmt, bevor ihr Klimaziele ernst genommen werden? Den Nächstplatzierten, der Linkspartei und den Grünen, traut man das beim WDR offenbar eher zu.

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