von Susan Bonath
In Sachsen startet das neue Schuljahr mit einer Impfoffensive in den Bildungseinrichtungen. Die Landesregierung will möglichst viele 12- bis 17-Jährige dazu bewegen, sich ein COVID-19-Vakzin von Pfizer/BioNTech oder Moderna injizieren zu lassen. Losgehen soll es am 13. September; vorläufige Termine stehen für nahezu 70 Schulen bereits fest – darunter Gymnasien, Haupt-, Real- und Berufsschulen.
In einem Anschreiben vom 25. August, das der Autorin vorliegt, fordert das sächsische Kultusministerium unter Christian Piwarz (CDU) nun die Schulleiter auf, dafür "Interessensbekundungen" von Kindern, Eltern und Lehrern einzuholen. Mindestens 80 Impfwillige sollten es an jeder Schule sein, heißt es. Die beigefügten "Aufklärungsbögen" werfen jedoch Fragen auf: Offenbar stützt sich das Ministerium darin auf veraltete, nicht mehr haltbare Daten der Pharmakonzerne selbst, bagatellisiert und verschweigt aber inzwischen weltweit bekannte Risiken.
Veraltete Informationen zur Wirksamkeit
In dem Aufklärungsblatt für Eltern – mit dem offiziell angegebenen Stand vom 19. August, das angeblich "laufend aktualisiert" werde – wird beispielsweise zur Wirksamkeit behauptet:
"Nach derzeitigem Kenntnisstand bietet eine vollständige Impfung mit COVID-19-mRNA-Impfstoffen bei Personen ab 16 Jahren bzw. 18 Jahren eine hohe Wirksamkeit von 95 %. Das bedeutet: Die Wahrscheinlichkeit, an COVID-19 zu erkranken, war bei den vollständig gegen COVID-19 geimpften Personen um etwa 95 % geringer als bei den nicht geimpften Personen."
Damit stützt sich das Kultusministerium allein auf die Studien der begünstigten Impfstoffhersteller. Deren Deutungen ihrer Ergebnisse sind zweifelsohne von eigenen Interessen geleitet. Beispiel Pfizer: Der Konzern testete seinen Impfstoff für das Zulassungsverfahren für Erwachsene an gut 37.000 Personen, vorwiegend mittleren Alters. Von den gut 18.500 Probanden, die das Vakzin erhielten, wurden neun in den Wochen darauf positiv getestet. In der rund 18.700 Probanden umfassenden Placebo-Gruppe kam es zu 169 positiven Tests.
Der Konzern schaute nicht etwa auf die Gesamtteilnehmer, ihre Umstände und darauf, wie viele Impfdosen wie viele Infektionen verhindert haben. Vielmehr stellte er lediglich die jeweils sehr geringe Zahl positiv Getesteter aus der einen und anderen Gruppe gegenüber. Daraus eine absolute Wirksamkeit von 95 Prozent abzuleiten, ist wissenschaftlich nicht nachvollziehbar.
Zudem widerlegt die Realität längst die abenteuerliche Deutung der Pharmakonzerne. In Israel zum Beispiel, wo rund 60 Prozent der Einwohner doppelt, teils schon dreifach geimpft sind, hat sich jüngst herausgestellt, dass es sich bei der Hälfte der schwerkranken COVID-19-Patienten in Kliniken um sogenannte Impfdurchbrüche handelt. Das heißt: 50 Prozent dieser Betroffenen waren bereits zuvor doppelt oder dreifach geimpft worden. Ein ähnliches Bild zeichnete sich schon im Juli in Großbritannien ab.
Es genügt aber ein Blick vor die eigene Haustür, um die vom sächsischen Ministerium gepriesene "Effektivität der Impfungen" ad absurdum zu führen. Allein für den Zeitraum der vier Wochen vom 26. Juli bis zum 22.August verzeichnete das Robert Koch-Institut (RKI) am 26. August mehr als 10.000 sogenannte Impfdurchbrüche – Tendenz steigend. Dabei ist anzumerken, dass Ungeimpfte sich häufiger testen lassen müssen als Geimpfte. Unter ihnen dürften deshalb naturgemäß entsprechend mehr Fälle gefunden werden. Zudem zählen als "Impfdurchbruch" nur Infektionen, die in einer symptomatischen Erkrankung kulminierten und die frühestens zwei Wochen nach der zweiten Impfung erkannt wurde. Wohingegen die aufaddierten "COVID-19-Fälle" insgesamt lediglich auf positiven PCR-Tests beruhen.
Allerdings führt das RKI in seinen Wochenberichten die gemeldeten tatsächlich Erkrankten insgesamt auf. Im Vergleich dazu zeigt sich: Von den über 60-Jährigen Erkrankten waren 38,5 Prozent doppelt geimpft, bei den 18- bis 59-Jährigen mit geringerer Impfquote waren es rund 16 Prozent.
In der Altersgruppe 60 plus hatten außerdem knapp 18 Prozent der COVID-19-Patienten in Kliniken zwei Impfungen erhalten, bei den 18- bis 59-Jährigen waren es gut 6 Prozent. Und: 22,5 Prozent der Älteren, die in diesen vier Wochen laut RKI an oder mit Corona verstarben, waren ebenfalls doppelt geimpft. Von einer 95-prozentigen Wirksamkeit, die das Ministerium propagiert, kann längst keine Rede mehr sein.
Nebenwirkungen bagatellisiert oder verschwiegen
Die Impfnebenwirkungen hingegen werden geradezu bagatellisiert. Reaktionen – wie Kopfschmerzen, Schüttelfrost und Schmerzen im Arm –, die in den Kinderstudien bei bis zu 86 Prozent aufgetreten waren, stellen die Verfasser der Aufklärungsbroschüre für Schüler pauschal als harmlos dar. Dies würde auf ein gutes Immunsystem hindeuten, heißt es etwa.
Unter "schlimmen Nebenwirkungen" führen sie allen voran eine Schwellung der Lymphknoten auf, was in der Regel wohl tatsächlich eine Bagatelle sein dürfte – im Vergleich zu anderen, bereits bekannten schwerwiegenden Schäden. Zu diesen gehört nämlich zum Beispiel eine Herzmuskelentzündung. Die erwähnen die Verfasser nur in einem Nebensatz. Sie betonen zwar, dass etwa einer von 16.000 geimpften Jungen bislang davon betroffen war, wiegeln dann aber sogleich ab: "Ob Impfung und eine Herzmuskelentzündung in diesen Fällen zusammenhängen, wird noch untersucht." Das ist überholt: Längst ist erwiesen, dass die Vakzine zu solchen Schäden führen können.
In ihrer Impfempfehlung für 12- bis 17-Jährige hatte die Ständige Impfkommission (STIKO) am RKI die Herzmuskelentzündung (Myokarditis) als Impfschaden verharmlost: Diese könne in der Regel gut in der Klinik behandelt werden und heile vollständig aus, heißt es sinngemäß darin. Myokarditis ist aber immer eine sehr schwere Erkrankung, die zu Herzinfarkten, Herzstillstand und auch zu Langzeitfolgen wie Herzinsuffizienz führen kann.
Unerwähnt blieb auch, dass dem Paul-Ehrlich-Institut (PEI) laut jüngstem Bericht bereits bis zum 31. Juli, als erst höchstens 60.000 bis 70.000 Unter-18-Jährige geimpft waren, 24 Herzmuskelentzündungen in dieser Altersgruppe gemeldet worden waren. Nichts ist davon zu lesen, dass demnach bereits in den ersten Wochen der Kinderimpfung sieben Minderjährige mit einem anaphylaktischen Schock, sechs mit Krampfanfällen und vier mit Thrombosen in einer Klinik behandelt werden mussten. Ein dem PEI gemeldeter Todesfall nach Impfung eines 15-Jährigen taucht in keinem Aufklärungsbogen auf.
Die Frage schließlich, ob Langzeitfolgen schon erforscht seien, beantworten die Verfasser in der Schülerbroschüre mit einem schwammigen "Jein". Theoretisch könne in der Zukunft zwar noch etwas Unbekanntes auftreten, praktisch sei dies angeblich aber "unwahrscheinlich". Denn, so heißt es, der Impfstoff werde ja im Körper rasch wieder abgebaut.
Was die Autoren hier so sicher macht, verraten sie freilich nicht. Tatsache ist, dass niemand individuell vorhersagen kann, in welche Zellen welcher Körperteile die mRNA eindringt, wie lange dort Virusprotein produziert wird, wie lange etwaig auftretende Autoimmunreaktionen – wie etwa Thrombozytopenie – anhalten oder ob das Immunsystem durch die Impfung gegenüber anderen Erregern nachhaltig geschwächt werden könnte – nur als Beispiele offener Fragen.
Propaganda, Angstmache, Gruppendruck
Stattdessen wird den Kindern ein Dauer-Werbebanner vorgesetzt, mit dem auch manch soziales Netzwerk im Internet seine Nutzer überflutet. Wortwörtlich heißt es in der Schülerbroschüre:
"Alle Impfstoffe werden nach strengen Sicherheitsstandards überprüft und ständig weiter überwacht. Sollte eine bisher unbekannte Nebenwirkung auftauchen, wird sie schnell bemerkt und die Behörden können handeln."
Bemerkenswert ist zudem, dass zwar bei unter 16-jährigen Schülern die Einwilligung beider Elternteile nötig ist. Bei Jugendlichen ab dem 16. Geburtstag reiche laut Anschreiben des Ministeriums an die Schulleiter bereits eine einfache Einwilligung nur eines Sorgeberechtigten sowie die Zustimmung des Jugendlichen aus. In diesem Alter müssen die Eltern bei dem medizinischen Eingriff auch nicht anwesend sein.
Abzusehen ist, dass durch diese Vorgehensweise ein gewaltiger sozialer Gruppenzwang, also ein Konformitätsdruck, entsteht sich impfen zu lassen. Dazu tragen die "Aufklärungsmaterialien" vom Kultusministerium maßgeblich bei. In der Broschüre für Kinder wird zum Beispiel weiter Angst vor "Long COVID" geschürt , worunter alle länger anhaltenden möglichen Nachwirkungen einer Erkrankung mit unspezifischen Symptomen, wie "Erschöpfung, Atemnot, Konzentrationsstörungen" zusammengefasst werden. Dabei weiß bisher niemand, ob diese Symptome vielleicht sogar vom Lockdown und den einschneidenden Dauer-Maßnahmen herrühren. Ferner ist bekannt, dass viele Infektionskrankheiten zu längerer Erschöpfung führen können.
Laut Broschüre sollen sich die Kinder auch fürchten – etwa vor "neuen Virusvarianten" und davor, dass sie ungeimpft ihre Eltern (oder gar die geliebten Großeltern) anstecken könnten und diese schwer erkranken. Dem entgegen ist längst bekannt, dass auch Geimpfte diese Viren weiterverbreiten können. Nichtsdestotrotz appellieren die Verfasser unter dem propagandistischen Motto "Gemeinsam die Pandemie beenden" geradewegs an den Gruppenzwang:
"Das Virus verbreitet sich weniger, wenn sehr viele Leute immun sind – das nennt man Herdenimmunität. Wenn du geimpft bist, schützt du auch andere, die sich nicht impfen lassen können: Deine jüngeren Geschwister oder Leute, denen du zufällig begegnest."
Damit werden gleich mehrere unwissenschaftliche Mythen transportiert: Die Impfung mache immun gegen Ansteckung und Erkrankung. Damit könne man das Virus auch nicht mehr verbreiten. Und: Auch kleine Kinder (jüngere Geschwister) seien gefährdet.
Ethisches Debakel
Dabei heißt es an anderer Stelle: Von 4,5 Millionen 12- bis 17-Jährigen in Deutschland seien in rund eineinhalb Jahren knapp 225.500 positiv getestet worden. Davon seien knapp 2.400 in einer Klinik behandelt worden – ob wirklich wegen COVID-19 oder anderer Erkrankungen, geht aus der Angabe nicht hervor. Vier dieser Minderjährigen seien verstorben – woran, bleibt ebenfalls unklar. Die Frage nach der wirklichen Todesursache ist allerdings durchaus berechtigt. Denn als COVID-19-Verstorbener kann jeder gezählt werden, der zuvor irgendwann einmal positiv getestet wurde. Das RKI erklärte der Autorin vor einigen Monaten auf Nachfrage, über die Zuordnung entschieden allein die Gesundheitsämter vor Ort. Es gebe keine speziellen Richtlinien.
Laut Recherchen des Mediziners Bertram Häussler lag dieser positive Test bei rund 80 Prozent der vom RKI seit Juli 2021 insgesamt aufgelisteten Corona-Todesfälle, die er untersucht hatte, länger als fünf Wochen, teils sogar viele Monate zurück. Diese Personen starben vermutlich gar nicht am Coronavirus.
Und schließlich herrscht in Fachkreisen – auch angesichts der sehr geringen Gefährdung von Kindern durch Corona – keinesfalls einhelliger Konsens in Sachen STIKO-Impfempfehlung für 12- bis 17-Jährige. Unter anderem der Virologe Alexander Kekulé sprach sich jüngst dagegen aus, der im Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) regelmäßig in Podcasts auftritt. Die Gründe: Die Erkrankung sei für Kinder und Jugendliche in der Regel harmlos, "Long COVID" trete, wenn überhaupt, extrem selten auf und sei gut behandelbar, das Impfen von Kindern sei epidemiologisch nicht erforderlich und die Langzeitfolgen seien nicht absehbar.
Der Focus analysierte aus der STIKO-Empfehlung, dass die Kommission selbsterklärt von 82 Fällen von Herzentzündungen ausgehe, wenn 12- bis 17-Jährige knapp zur Hälfte "durchgeimpft" würden. Mathematischen Modellierungen für die COVID-19-Erkrankung zufolge würde dies etwa 36 Einweisungen von Jugendlichen auf eine Intensivstation verhindern.
Abgesehen davon, dass Modellierungen vergangener Pandemien häufig massiv daneben lagen und andere zu erwartende schwerwiegende Impffolgen in die Hochrechnung noch nicht eingepreist wurden: Eine Impfkommission, die Dutzende schwere Erkrankungen von Kindern in Kauf nimmt, um nicht einmal halb so viele schwerere mutmaßliche COVID-19-Fälle zu verhindern, verhält sich ethisch zumindest äußerst fragwürdig.
Will man also, bildlich gesprochen, Kinder propagandistisch an die Front locken, um die monatelangen Fehlleistungen panischer Erwachsener und der Politik ihnen gegenüber auszubügeln? Das Verhalten des sächsischen Kultusministeriums jedenfalls spricht genau dafür.
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