54 Prozent der Ungeimpften wollen keine Impfung – Lauterbach rechnet für sie mit Einschränkungen

Nur etwa jeder vierte Ungeimpfte will sich laut einer Umfrage immunisieren lassen. Gesundheitsexperte Karl Lauterbach rechnet mit Einschränkungen für sie im Herbst. Dieser Meinung schließt sich die Mehrheit der Bürger offenbar an.

Nur etwa jeder vierte Ungeimpfte will sich nach einer Umfrage noch gegen das Coronavirus impfen lassen. In einer repräsentativen Befragung des Instituts INSA für die Bild am Sonntag (BamS) gaben 27 Prozent derer, die bislang kein Impfangebot angenommen haben, an, sich eine Impfung vorstellen zu können. 54 Prozent erklärten jedoch, sich grundsätzlich nicht impfen lassen zu wollen. 19 Prozent zeigten sich unentschlossen.

Als Hauptgrund nannten 67 Prozent der Impfverweigerer bei der Umfrage mangelndes Vertrauen in die Impfstoffe. Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach sagte der Zeitung, er gehe fest davon aus, dass diese Menschen künftig mit Einschränkungen rechnen müssten.

"Im Herbst, wenn die Fallzahlen sehr hoch sind, wird es eine Reihe von Einschränkungen für Ungeimpfte geben müssen: Sie werden etwa nicht mehr in die Innenräume von bestimmten Restaurants, in Bars oder Clubs gehen können, also an Orte mit einem hohen Ansteckungsrisiko", sagte Lauterbach.

Die Kanzlerkandidatin der Grünen, Annalena Baerbock, hält eine Benachteiligung von Ungeimpften für legitim. "Wenn alle ein Impfangebot bekommen haben, ist jedenfalls nicht auszuschließen, dass Geimpfte mehr Dinge tun können als die, die sich trotz der Möglichkeit nicht impfen lassen", sagte sie dem Tagesspiegel.

In dem Gespräch sagte sie weiter: "Es kann ja nicht sein, dass die Freiheitsrechte aller eingeschränkt werden, weil sich ein Teil nicht impfen lassen will."

Seehofer ist gegen Impfpflicht

Bundesinnenminister Horst Seehofer hat die Überlegungen zu einer Impfpflicht erneut kritisiert. "Die Impfung muss für alle freiwillig bleiben. Das haben wir von Anfang an gesagt, und das müssen wir auch halten. Ich hielte es für fatal, wenn man wegen fehlender Impfung vom Arbeitgeber oder einer Versicherung benachteiligt würde. Davor kann ich nur dringend warnen", sagte Seehofer der BamS.

Er halte nichts davon, direkten oder indirekten Druck auf Impfverweigerer auszuüben. Stattdessen müsse stärker als bisher für die Impfung geworben werden. Sie sei der einzige Weg aus der Pandemie.

Diese Ansicht wird offenbar von der in der Bevölkerung vorherrschenden Meinung nicht geteilt. So befürwortet laut BamS die Mehrheit der Menschen in Deutschland "Einschränkungen für Ungeimpfte bei steigenden Fallzahlen". Dem Bericht zufolge sind 61 Prozent der Meinung, dass Ungeimpfte bei hohen Fallzahlen keine Sportveranstaltungen mehr besuchen dürfen sollen. 58 Prozent wollen demnach Theater-, Kino- und Museumsbesuche für Ungeimpfte verbieten, 54 Prozent Restaurantbesuche.

Bereits ab dem 1. August müssen Ungeimpfte bei der Rückreise nach Deutschland mit Einschränkungen rechnen: Wer in die Bundesrepublik einreisen will und mindestens zwölf Jahre alt ist, muss ab Sonntag einen Corona-Test vorlegen. Diese Regelung gilt nicht für vollständig Geimpfte und Genesene.

Impfangebote für Kinder und Jugendliche ab zwölf

Mit einer Impfkampagne für Kinder und Jugendliche im Alter von 12 bis 17 Jahren sei bald zu rechnen, berichtet das RedaktionsNetzwerk Deutschland. Laut einem Vorschlag des Bundesgesundheitsministeriums sollen sie in allen Bundesländern Corona-Impfangebote bekommen. Das geht aus einem Beschlussentwurf der Gesundheitsministerkonferenz hervor, die am Montag stattfinden soll.

"Es werden nunmehr alle Länder Impfungen für 12- bis 17-Jährige in den Impfzentren anbieten", schreibt das Ministerium in dem an die Länder versendeten Beschlussvorschlag. Auch niedergelassene Ärzte und Betriebsärzte, die Angehörige impften, könnten eingebunden werden. In einigen Ländern sind bereits Impfaktionen etwa an Schulen geplant. Das Impftempo bei Erwachsenen hatte sich zuletzt verlangsamt.

Für Deutschland empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) die Impfung trotz heftigen politischen Drucks bisher jedoch nur vor allem Kindern und Jugendlichen mit bestimmten Vorerkrankungen wie Diabetes oder Adipositas, die ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf haben.

Als Gründe nannte die STIKO noch fehlende Daten zur Sicherheit des Impfstoffs. Eine Aktualisierung der Impfempfehlung könne es erst dann geben, wenn aussagekräftige Daten für diese Altersgruppe zum Risiko durch die Impfung und zum Risiko durch die Corona-Variante Delta vorlägen, betonte der STIKO-Vorsitzende Thomas Mertens kürzlich.

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