Nach Ansicht des Robert Koch-Instituts (RKI) soll die 7-Tage-Inzidenz unverändert der Hauptindikator für die Corona-Lage in der Bundesrepublik bleiben. Dies geht aus einem Papier hervor, das RKI-Präsident Lothar Wieler am Montag in einer Konferenz mit den Chefs der Staatskanzleien der Länder vorstellte. Die 7-Tage-Inzidenz bleibe wichtig, um die Situation zu bewerten und frühzeitig Kontrollmaßnahmen zu ergreifen. Zuvor hatten The Pioneer und die Bild darüber berichtet. In dem Papier schreibt Wieler:
"Eine steigende 7-Tage-Inzidenz ist und bleibt der früheste aller Indikatoren."
Als Begründung führt Wieler an, dass die Hälfte der Bevölkerung immer noch nicht vollständig geimpft sei und auch die Zahl der positiv auf SARS-CoV-2 getesteten Personen wieder steige. Zur aktuellen Lage heißt es, dass die Inzidenzen seit rund drei Wochen wieder steigen, ebenso der Anteil an Hospitalisierungen, der seit rund zwei Wochen zunimmt. Weiterhin heißt es:
"Die vierte Welle hat begonnen."
Während der Konferenz soll es demnach zu größeren Diskussionen gekommen sein, da einige Bundesländer die Inzidenz nicht mehr als Hauptindikator für die Corona-Lage verwenden wollen. Mit dem Papier widerspricht das RKI auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU), der erst vor wenigen Tagen erklärte, dass die Inzidenz zunehmend an Aussagekraft verliere und man deshalb detailliertere Informationen über die Belastung der Kliniken benötige.
Auch die Ministerpräsidentinnen von Rheinland-Pfalz und Mecklenburg-Vorpommern, Malu Dreyer (SPD) und Manuela Schwesig (SPD), forderten einen neuen Parameter zur Bewertung der Corona-Lage. Gegenüber den Zeitungen der Funke Mediengruppe erklärte Schwesig, dass man Impfungen und Krankenhausbelastungen künftig stärker berücksichtigen solle:
"Ich unterstütze den Vorschlag, dass sich Bund und Länder auf einen neuen bundeseinheitlichen Warnwert zur Coronalage verständigen, ausdrücklich."
Kanzleramtschef Helge Braun (CDU) zufolge sei die Frage nach der Bedeutung der Inzidenz eine Richtungsentscheidung. Bund und Länder müssten sich bis zur nächsten Ministerpräsidentenkonferenz am 10. August entscheiden, ob man eine Überlastung des Gesundheitssystems verhindern oder eine Nachverfolgung von Kontakten und damit die Inzidenz niedrig halten wolle. Für den 10. August ist eine Videokonferenz zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und den Ministerpräsidenten der Länder vorgesehen, in der über die weitere Corona-Politik entschieden werden soll.
Laut dem RKI-Papier sei eine hohe Impfquote allerdings nicht ausreichend, um die "vierte Welle" flach zu halten. Deshalb seien zusätzliche "Basisschutz-Maßnahmen" notwendig, um die Zahl der Hospitalisierungen gering zu halten. Als Maßnahmen werden im Papier die Reduzierung von Kontakten und Einschränkungen der Mobilität genannt.
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