Lauterbach zieht Parallelen: "In Zukunft mehr Naturkatastrophen und regelmäßig Pandemien"

Der SPD-Politiker, Mediziner und Corona-Experte Karl Lauterbach äußert sich nun auch in Sachen Klimawandel. Angesichts der Hochwasserkatastrophe erklärte er, dass der Katastrophenschutz in Deutschland genauso vernachlässigt worden sei wie die Pandemievorsorge.

Seit mehr als einem Jahr ist der SPD-Politiker und Gesundheitsökonom Karl Lauterbach für seine Kommentare zur COVID-19-Pandemie bekannt. Jetzt widmet sich der Mediziner jedoch auch einem anderen Thema, dem Klimawandel.

So erklärte Lauterbach vor wenigen Tagen angesichts der verheerenden Brände in Kalifornien, dass Südeuropa aufgrund des Klimawandels sehr bald unter ähnlichen Phänomenen leiden werde. Unabhängig von politischen Entscheidungen würde es nun für "mindestens 80 Jahre schlimmer" werden. "Keine Generation" habe dem "Klima mehr geschadet als wir".

Auch angesichts der Flutkatastrophe in Deutschland äußerte sich Lauterbach nun. Deutschland sei "schon ungefähr zwei Grad wärmer geworden", zeigte sich der Politiker und Mediziner in der Polittalkshow bei Maybrit Illner überzeugt. Lauterbach wiederholte bei diesem Anlass nochmals, dass es nach seiner Ansicht "für 80 Jahre so weitergehen" werde.

In einem nächsten Schritt zog das frühere CDU- und seit 2001 SPD-Mitglied dann Parallelen zur Corona-Pandemie. Gegenüber der Rheinischen Post zeigte sich Lauterbach davon überzeugt, dass Deutschland beim Katastrophenschutz "genauso schlecht vorbereitet" sei "wie beim Pandemie-Schutz". Es mangele an der entsprechenden Infrastruktur. In Zukunft werde es nicht nur mehr Naturkatastrophen geben, sondern auch "regelmäßig Pandemien":

"Wir müssen uns jetzt darauf einstellen und vorbereiten, dass es in Zukunft mehr Naturkatastrophen geben wird und auch regelmäßig Pandemien."

Inzwischen wurde berichtet, dass die Bundesregierung rechtzeitig vor den sich ankündigenden Naturgewalten gewarnt worden war. So erklärte etwa FDP-Bundestagsfraktionsvize Michael Theurer gegenüber der dpa:

"Die rechtzeitigen Warnungen der Meteorologen sind weder von den Behörden noch vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk hinreichend an die Bürgerinnen und Bürger kommuniziert worden."

Bundesinnenminister Horst Seehofer trage die unmittelbare Verantwortung für "das Bild eines erheblichen Systemversagens".

Die britische Hydrologin Hannah Cloke an der University of Reading hatte zuvor in der Times Äußerungen widersprochen, wonach es für Deutschland keine rechtzeitigen Warnungen von Meteorologen gegeben hätte. Cloke brachte das Thema eines "monumentalen Systemversagens" in die Debatte ein. So heißt es bei der Times:

"Doch trotz einer mindestens 24-stündigen Vorwarnung, die fast genau vorhersagte, welche Bezirke bei Einsetzen der Regenfälle am stärksten betroffen sein würden, traf die Flut viele ihrer Opfer noch immer weitgehend unvorbereitet."

Angesichts der nun entfachten Debatte um eine mögliche Zentralisierung des Katastrophenschutzes, äußerte sich auch der Präsident des Deutschen Landkreistags Reinhard Sager. Der CDU-Politiker forderte in der Rheinischen Post, das verheerende Naturereignis nicht zum Anlass dafür zu nehmen, "das System des Katastrophenschutzes grundlegend infrage zu stellen". Zudem warnte Sager davor, "eine Verlagerung operativer Befugnisse von den Landkreisen und Städten auf den Bund zu fordern".

Mehr zum Thema - "Die kommen mit den Toten nicht nach" – Das große Aufräumen in den Flutgebieten beginnt