Bundeskanzlerin Angela Merkel und Gesundheitsminister Jens Spahn besuchten letzte Woche das Robert Koch-Institut (RKI). Bei dem Termin ging es auch darum, welche Kriterien für die Beurteilung der Pandemielage in Deutschland entscheidend sein sollen.
Merkel und Spahn hatten an die Menschen in Deutschland nochmals appelliert, sich impfen zu lassen. Je mehr geimpft seien, desto freier könne man wieder leben, so Merkel. Das lasse befürchten, dass die Bundesregierung eine Beendigung der Corona-Maßnahmen von einer kaum zu erreichenden Impfquote abhängig machen könnte, gibt der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) Andreas Gassen gegenüber dem Tagesspiegel zu Bedenken. .
Die Bundesregierung peilt eine Impfquote von 85 Prozent bei den 12- bis 59-Jährigen und von über 90 Prozent bei den über 60-Jährigen an. Angesichts von rund 14 Millionen Kindern und Jugendlichen und etwa einem Zehntel strikter Corona-Impfgegner seien solche Zahlen allerdings nicht realistisch, so Gassen.
Eine Herdenimmunität sei zudem selbst mit einer kompletten Durchimpfung der gesamten Bevölkerung nicht zu erreichen. Es sei daher, so der Kassenärzte-Chef, geradezu "skurril", die Impfquote für die Begründung von Corona-Maßnahmen heranzuziehen.
Vielmehr dürfe es künftig allein um die Frage gehen, ob jene, die durch eine Corona-Infektion gefährdet sein könnten, grundsätzlich die Möglichkeit hatten oder haben, sich durch eine Impfung dagegen zu schützen.
Gassen sagte bereits vor Kurzem, dass er eine angestrebte Impfquote von 90 Prozent für nicht umsetzbar und auch die vom RKI angestrebten 85 Prozent für unrealistisch hält.
Mehr zum Thema - Chef der kassenärztlichen Vereinigung zu Delta-Debatte: "Alarmismus völlig fehl am Platz"