Schäube relativierte in dem Interview mit der Bild am Sonntag die Vorwürfe, dass es eine Schmutzkampagne gegen die Spitzenkandidatin der Grünen, Annalena Baerbock, gebe. Zuvor hatte unter anderem die ehemalige Familienministerin Franziska Giffey beklagt, dass es "offensichtlich einige Leute immer noch als Affront empfinden, wenn sich junge Frauen um politische Spitzenämter bewerben". Laut Giffrey sei "der Gegenwind für Frau Baerbock doch deutlich stärker als für Herrn Laschet".
Auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hatte vor einem "schmutzigen Wahlkampf" gewarnt. Doch Schäuble mag in diesen Chor nicht einstimmen. Der Präsident des Bundestags sagte in dem Interview:
"Was wir gerade erleben, ist ganz normaler Wahlkampf. Ich habe überhaupt nicht die Sorge, dass dieser Wahlkampf besonders schmutzig werden könnte."
Auch den Gedanken, dass es Frauen besonders schwer hätten, wollte der Politiker so nicht gelten lassen:
"Früher war es in der Tat so. Zu Beginn der Kanzlerschaft von Angela Merkel sind noch Schweißflecken an ihrem Sommerkleid thematisiert worden. Das fand ich unmöglich. Heute haben es Frauen in der Politik nicht mehr schwerer", so Schäuble.
Dem Vorwurf, dass es gerade aus konservativer Ecke eine Kampagne gebe, widersprach Schäuble. Die Reaktion der Grünen sei vielmehr ein "Ausdruck von Verunsicherung". Offenbar hätten die Grünen gedacht, so Schäuble weiter, alles laufe so glatt wie die Nominierung von Frau Baerbock. Aber, so Schäuble: "Das tut es nie. Auch bei uns nicht."
Zwar sei die Kritik an der Spitzenkandidatin der Grünen in Teilen "aufgebauscht", so der Politiker weiter, doch es gelte immer noch der alte Spruch:
"Wer die Hitze nicht verträgt, hat in der Küche nichts verloren. Sie musste wissen, dass die Kanzlerkandidatur ein harter Weg ist. Da kann es schnell raufgehen, aber auch schnell wieder runter."
Baerbock steht unter anderem in der Kritik, weil sie sich für ihr Buch "Jetzt. Wie wir unser Land erneuern" bei Quellen bedient hatte, ohne diese zu benennen. Zudem hatte sie Sonderzahlungen der Partei verspätet an den Bundestag gemeldet.
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