Mitten im Sommerloch: Insolvenzen, höhere Preise und drohende Produktengpässe

Nun kommt die Corona-Krise auch im Geldbeutel vieler Bundesbürger an. Nachdem schon viele Soloselbständige und Betriebe Insolvenz anmelden mussten, drohen nun verstärkt Privatinsolvenzen. Dazu warnen Textil- und Drogerieketten vor Lieferengpässen und steigenden Preisen.

Eine repräsentative Umfrage der Schufa, die die Welt am Freitag veröffentlicht hat, hatte ergeben, dass die Corona-Krise für viele mit teils massiven finanziellen Einbußen verbunden ist. Zudem wird der Schuldenberg in vielen Fällen immer größer.

Die Hälfte derjenigen, die einen Kredit aufgenommen haben, ist besorgt, diesen nicht mehr zurückzahlen zu können – im Februar war es noch ein Drittel. Vor allem Geringverdiener stehen dabei vor dem finanziellen Aus. Sie werden von erhöhten Konsum- und Energiepreisen besonders hart getroffen.

Etwa 36 Prozent der befragten Bürger haben in den letzten Monaten von langer Hand geplante größere Anschaffungen ad acta gelegt bzw. verschoben. Fast jeder Siebte hat sich bei Bekannten, Freunden oder Verwandten Barschaften geliehen.

Dennoch werden die Schuldnerberatungen im Moment förmlich überrannt, wie Mathilde Langendorf vom Deutschen Caritasverband zu Protokoll gibt:

"Von unseren etwa 300 Schuldnerberatungsstellen der Caritas wissen wir, dass der Andrang aktuell groß ist."

Letztendlich fordert der Verband mehr Geld vom Staat für mehr Mitarbeiter, die in der Schuldnerberatung tätig werden können, um den großen Andrang zu bewältigen. Die Bundesregierung hat derweil den Zeitraum für die Abtragung von Schuldenbergen für Privatinsolvenzen von sechs auf drei Jahre für die Verfahrensfristen verkürzt.

Obendrein kündigen der Textilhersteller Kik sowie die Drogeriekette Rossmann Produktengpässe und zum Teil höhere Preise an. Dabei schlagen besonders die höheren Frachtpreise aufgrund der weltweit anziehenden Konjunktur durch, wie das Handelsblatt berichtet. Raoul Roßmann, der Chef von Rossmann, prognostiziert:

 "Es wird immer schwieriger, die Waren aus Asien pünktlich in die Läden zu bekommen. [...] Der starke Anstieg bei den Frachtkosten wird auf jeden Fall zu Preiserhöhungen im Handel führen."

Bert Rürup, der Chef des Handelsblatt Research Institute, sieht hohe Risiken, dass die Inflationsrate, die seit Januar kontinuierlich zwischen 0,5 und 2,5 Prozent pro Monat im Vergleich zum Vorjahresmonat anzieht, auch mal auf vier Prozent steigen könne. Es zeigt sich also: Die finanziellen Folgen der "Corona-Krise" werden nun erst richtig spürbar – vor allem für Niedriglöhner und Sparer. 

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