Die Gesundheitsämter in Deutschland haben dem Robert Koch-Institut (RKI) binnen eines Tages 649 neue Corona-Fälle gemeldet. Die Sieben-Tage-Inzidenz gab das RKI am Freitagmorgen mit bundesweit 5,0 an. Am Vortag betrug sie 5,1, in der Vorwoche 6,2. Damit ist die Inzidenz hierzulande weiterhin rückläufig. Doch die Ausbreitung der als ansteckender geltenden Delta-Variante des Coronavirus bundesweit und ganz Europa könnte die Zahl der neuregistrierten Corona-Fälle wieder in die Höhe treiben. Portugal und Großbritannien werden als Beispiel für so eine Entwicklung angeführt.
Viele spekulieren nun darüber, wie es im Herbst weitergehen könnte. Ist die vierte Welle im Anmarsch und bringt sie einen neuen Lockdown? Die Delta-Variante werde auch bald in Deutschland vorherrschend sein, warnte am Donnerstag Bundesgesundheitsminister Jens Spahn. Nun müssten "die absoluten Infektionszahlen möglichst niedrig gehalten werden", ergänzte der CDU-Politiker. Spahn betonte erneut:
"Es liegt an uns, ob Delta eine Chance hat."
Die Deutschen hätten es selbst in der Hand, ob nach einem schönen Urlaub auch eine schöne Zeit im Herbst komme, erklärte der Minister weiter. Er rief die Menschen dazu auf, sich vollständig impfen zu lassen. Auch Tests seien en masse verfügbar.
Für einen besseren Schutz vor schweren Verläufen durch die Delta-Variante des SARS-CoV-2-Erregers sollen laut Forschern vollständige Impfungen – Erhalt sowohl der ersten als auch der zweiten Dosis eines Impfstoffes – wichtig sein. Die meisten Impfstoffe wirkten ebenso gegen Delta. Und offenbar könnte uns eine Vollimpfung künftig von Einschränkungen, die im Zuge eines Lockdowns verhängt werden könnten, befreien. Dies zumindest deutet Kanzleramtsminister Helge Braun an. Im Gespräch mit MDR Aktuell sagte der 48-Jährige:
"Solange die Impfungen gut wirken, kommt ein Lockdown zulasten derer, die vollständig geimpft sind, nicht infrage. Viele Bereiche, die in der Vergangenheit komplett geschlossen waren, müssen für diesen großen Teil der Bevölkerung geöffnet bleiben."
Braun fuhr fort: "Das Robert Koch-Institut hat gesagt: Bei den derzeitigen Viren, die wir kennen, nehmen Leute, die den vollständigen Impfschutz haben, am epidemiologischen Geschehen nicht mehr wesentlich teil. Wenn sich irgendwo Geimpfte aufhalten, sind sie selber nicht mehr wirklich gefährdet und sie gefährden auch keine anderen. Und da gibt es auch keinen Grund, zu einer Reduzierung ihrer Kontakte zu raten."
Der Kanzleramtsminister sprach sich zugleich dafür aus, dass die Bundesregierung künftig nicht allein auf die Inzidenzwerte schaut, wenn es um die Corona-Lage im Land geht und die Entscheidung, ob ein Lockdown verhängt wird oder nicht. Das Thema der Krankenhausaufnahmen soll in der Statistik künftig stärker in den Mittelpunkt rücken, erklärte Braun weiter. Es soll auch darauf geschaut werden, wie viele Infizierte tatsächlich erkranken und etwa eine Behandlung im Krankenhaus brauchen. Man müsse also ebenso auf die Hospitalisierungsrate achten, so Braun.
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