Bis zum Herbst wollen die Gesundheitsminister der Bundesländer die Impfzentren schließen. Darauf haben sie sich am Montag verständigt, wie das RedaktionsNetzwerk Deutschland (rnd) meldet. An ihren Eingängen bilden sich keine Warteschlangen mehr; Kliniken und Hausärzte impfen; viele Termine für eine Impfung zum Schutz vor Corona werden nicht wahrgenommen.
Nach einer Stichprobe des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in Sachsen wurden vom 8. bis zum 15. Juni von mehr als 60.000 Terminen für eine Zweitimpfung in Impfzentren nur 53.000 genutzt. In Niedersachsen hätten sich von April bis Juni 44.500 Menschen gegen eine geplante zweite Injektion entschieden. In Mecklenburg-Vorpommern schwankte im gleichen Zeitraum der Anteil der Absagen von Terminen in Impfzentren sogar zwischen 15 und 40 Prozent.
Das DRK Berlin widerspricht der Behauptung einer Impfmüdigkeit. Auch sind die Impfzentren in der Hauptstadt "weitestgehend ausgelastet". Der Senat startet aber dennoch eine Informationskampagne, damit das Impfinteresse der Berlinerinnen und Berliner nicht nachlässt. Immerhin wurden wochenweise bis zu einem Fünftel der Termine abgesagt.
Angesichts von Meldungen über Corona-Erkrankungen nach oder gar trotz Impfung fordert die pflegepolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag, Kordula Schulz-Asche, gegenüber rnd: "Diejenigen, die verunsichert sind, müssen durch gezielte Information und Aufklärung über die Wirkung und Sicherheit der Impfstoffe informiert werden."
Und sie fordert außerdem, dass die Impfzentren geöffnet bleiben. Es bleibe das Ziel, eine Rate von 70 Prozent bei den Zweitimpfungen in der Bevölkerung zu erreichen. Das DRK unterstützt diese Forderung: "Eine Herdenimmunität ist noch längst nicht erreicht. Deshalb darf in den Anstrengungen nicht nachgelassen werden."
Von der FDP kommt ebenfalls Unterstützung. "Um der Ausbreitung der Delta-Variante entgegenzuwirken, müssen wir so schnell wie möglich den Impffortschritt voranbringen", sagte die Gesundheitspolitikerin Christine Aschenberg-Dugnus von der Fraktion im Bundestag. Sie fügt zwei Vorschläge hinzu. Wie in den USA oder in Griechenland könnten Anreize fürs Impfen gegeben werden, beispielsweise mit Gutscheinen über 150 Euro. Oder der Termin findet in einem Freizeitpark oder im Naturkundemuseum statt, wo die Geimpften sich den Rest des Tages amüsieren können.
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