Der Winter war lang und hart – und jetzt sind sie endlich da, die sommerlichen Temperaturen. Parallel dazu fallen die "Inzidenzzahlen", und auch die Maskenpflicht fällt in immer weiteren Regionen und Gemeinden. Doch spätestens für den Herbst droht demzufolge schon eine neue Gefahr: die sogenannte indische Mutation B.1.617.2, nun Delta-Variante genannt. Wie zuvor bereits die britische Corona-Variante B.1.1.7 (nun Alpha-Variante) soll sie wesentlich ansteckender sein als die Ursprungsform des neuartigen Coronavirus.
Längst wird auch darüber spekuliert, dass die Delta-Variante womöglich resistenter gegen die in Rekordzeit entwickelten Corona-Vakzine mit Notfallzulassung sein könnte. RP Online berichtet:
"So ergab eine Anfang Juni in der Fachzeitschrift 'The Lancet' veröffentlichte britische Studie, dass die Zahl der Antikörper nach zwei Impfdosen von Pfizer/Biontech bei der Delta-Variante sechs Mal niedriger ausfiel als beim Wildtyp des Virus."
Und auch wenn es in den vergangenen Wochen etwas ruhiger um ihn geworden ist, sorgt sich auch der SPD-Politiker und Gesundheitsökonom Karl Lauterbach nach wie vor um die Gesundheit der Bevölkerung und daher auch um die mutmaßliche Ausbreitung der Delta-Variante.
Auf seinem bevorzugten Kommunikationskanal zu Informationszwecken gegenüber der Bevölkerung erklärte der SPD-Mann etwa am 2. Juni, dass immer wieder "strittig gestellt" werde, ob die Delta-Variante tatsächlich ansteckender sei. Doch:
"In den UK zeigt sich das ganz klar mittlerweile. Die Abschätzung '20% ansteckender als B117' (Britische Variante) ist wahrscheinlich eine Unterschätzung."
Zuvor war auch von der britischen Variante behauptet worden, dass diese mit hoher Wahrscheinlichkeit wesentlich ansteckender, aber auch tödlicher sei als das ursprüngliche Virus. Britische Studien hatten dies nahegelegt und dadurch auch in Deutschland zur Verschärfung der Corona-Restriktionen beigetragen. Lauterbach zählte zu den Mahnern und Warnern der ersten Stunde. Letztendlich zeichnete eine im Fachmagazin The Lancet veröffentlichte Untersuchung jedoch ein wesentlich differenzierteres Bild.
Dennoch wollte sich Lauterbach auf Twitter mit der positiven Nachricht nicht zufriedengeben. Aufgrund der Aussage "einiger Wissenschaftler" bleibe die Frage nach einer erhöhten Sterblichkeit offen, war sich der SPD-Politiker sicher.
"Rein epidemiologisch würde man höhere Sterblichkeit erwarten. Weil unstrittig deutlich höhere Viruslast typischerweise auch eine schwerere Erkrankung und Sterblichkeit zur Folge hat. Daher gehe ich zunächst auch weiter von erhöhter Sterblichkeit aus."
Seither ist es allerdings ruhig geworden um die Alpha-Variante. Nun ist es die Delta-Variante, die Lauterbach keine Ruhe lässt. Anfang Juni zeigte er sich in einem Interview mit den Zeitungen der Funke Mediengruppe zudem davon überzeugt, dass sich die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz "in den nächsten Tagen bei einem Wert von rund 35" einpendeln werde. Wie die FAZ mit Verweis auf das Robert Koch-Institut (RKI) berichtet, lag die Inzidenz am Freitagmorgen bundesweit bei 10,3 Prozent.
Am Montag erklärte Lauterbach nun mit Bezug auf einen Artikel des britischen Guardian:
"1/3 der Krankenhausfälle mit der Delta Variante betrifft Geimpfte, die meisten jedoch nur einmal geimpft. Inzwischen macht die Delta Variante 90% der Fälle aus. Im Herbst kann das für uns noch ein wichtiges Problem werden."
Dabei bezog sich der Mediziner auf Großbritannien. Zuvor hatte der Politiker erklärt, dass "Saisonalität und Impfungen" die Delta-Variante ausbremsten. Es bestehe "kein Grund zur Panik". Doch schon längst droht mutmaßlich auch erneut Deutschland große Gefahr – spätestens im Herbst. Und Lauterbach hat aus seiner Sicht gute und schlechte Nachrichten für die Bevölkerung im Gepäck.
So ließe der Anstieg bei der Ausbreitung der Delta-Variante in Deutschland den Rückschluss zu, erklärte Lauterbach am Mittwoch auf Twitter, dass diese im Herbst dominieren würde. Die gute Nachricht sei, dass "doppelt Geimpfte (...) zu 90 Prozent geschützt" seien.
"Die schlechte: unsere Kinder werden nicht geschützt sein."
Dies sei laut Lauterbach ein Fehler, zumal, so weiß der SPD-Politiker zu berichten, "sich die meisten Kinder die Impfung wünschen".
Woher Lauterbach diese Erkenntnis bezieht, bleibt bis dato unklar. Obwohl die Europäische Arzneimittel-Agentur zuletzt das Corona-Vakzin von BioNTech/Pfizer für Kinder ab zwölf Jahren freigab, galten Kinder bislang als so gut wie nicht in schwerer Weise von COVID-19 betroffen. Das Ärzteblatt schreibt:
"Bislang wurden dem RKI elf validierte COVID-19-Todesfälle bei unter 20-Jährigen übermittelt. Die Kinder und Jugendlichen waren demnach zwischen null und 17 Jahre alt, in acht Fällen waren Vorerkrankungen bekannt."
Die Ständige Impfkommission (STIKO) hat mit Verweis auf das Nutzen-Risiko-Verhältnis bis heute keine Empfehlung für die Vergabe von Corona-Vakzinen für Kinder ab zwölf Jahren ausgesprochen.
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