Epidemiologe und Söder-Kritiker Friedrich Pürner soll erneut strafversetzt werden

Nachdem er die Corona-Politik in Bayern kritisiert hatte, wurde der Leiter des Gesundheitsamtes Aichach-Friedberg Friedrich Pürner strafversetzt. Dieser klagte gegen seine Abordnung, doch die Verhandlung wurde abgesagt – er soll nun erneut versetzt werden.

Im vergangenen Herbst hatte sich der Leiter des Gesundheitsamtes in Aichach-Friedberg Dr. Friedrich Pürner kritisch gegenüber der Corona-Politik in der Bundesrepublik und im Freistaat Bayern geäußert – mit der Folge, dass Pürner an das Landesinstitut für Gesundheit in Oberschleißheim versetzt wurde, wie RT DE bereits berichtete. Der Epidemiologe ist sich sicher, dass er versetzt wurde, weil er sich wiederholt kritisch gegenüber dem Vorgehen in der Corona-Krise geäußert hatte, und spricht selbst von einer "Strafversetzung".

Pürner hatte wiederholt seine Zweifel an der Corona-Politik geäußert und seine Kritik auch in Interviews verteidigt: So sei es nicht sinnvoll, sich nur auf die Ergebnisse von Corona-Tests und Inzidenzen zu fokussieren. Auch sei eine Maskenpflicht für Kinder nicht verhältnismäßig, denn die Schutzwirkung von Community-Masken sei nicht nachgewiesen. Erst kürzlich kritisierte Pürner auf Twitter den in Sachen Corona omnipräsenten SPD-Politiker Karl Lauterbach, als dieser sich bezüglich der möglichen Manipulation der Intensivbettenauslastung in den Krankenhäusern äußerte. Die Intensivkapazität sei "am Limit" gewesen, behauptete Lauterbach auf Twitter:

"Dass wir uns mehr COVID Fälle hätten 'leisten' können, jetzt oft behauptet, ist zynisch. Wer das sagt hat noch nie Todeskampf eines COVID-Patienten gesehen."

Pürner erwiderte auf den Tweet des SPD-Politikers:

"Wann sahen Sie einen Todeskampf eines COVID-19-Patienten, Karl Lauterbach? In einer Talkshow? Wohl kaum? Im Krankenhaus? In welcher Funktion? Als Zuschauer? Hören Sie auf mit ihren dramatischen Geschichten. Vor 2 Jahren wollten sie noch jede 2. Klinik schließen. Das ist Zynismus!"

Nach eigener Aussage war Pürner bei seiner neuen Tätigkeit nur noch sehr wenig mit den Tätigkeiten beschäftigt, für die er eigentlich abgeordnet worden war, denn die besagte Stelle habe es zu jenem Zeitpunkt noch gar nicht gegeben. Dass man ihn für diesen Job so dringend brauche, sei für ihn ein "reiner Vorwand" gewesen. Pürner klagte dann auch gegen seine Versetzung. Der Klage wurde stattgegeben und ein Termin für die mündliche Verhandlung festgelegt.

Doch Ende Mai kam es dann zur Wende: Die Abordnung wurde von der schwäbischen Regierung zurückgezogen. Doch Pürner zeigte sich nicht gerade erleichtert darüber – zu Recht, wie sich später zeigen sollte. Der Facharzt vermutete ein taktisches Manöver dahinter, wie er dem Portal nordbayern.de erklärte. In dem Schreiben, in dem ihm die Rücknahme der Anordnung mitgeteilt wurde, stand auch, dass seine erneute Versetzung geplant sei. Diesmal soll Pürner an die Regierung von Oberbayern in München versetzt werden, wo er sich ab dem 15. Juni um Angelegenheiten ausländischer Ärzte im Rahmen ihrer Approbation kümmern soll:

"Für mich ist das reine Schikane. Was ich dort konkret machen soll, ist mir noch völlig unklar. Die genannte Tätigkeit liegt überhaupt nicht in meinem Fachbereich. Aber anscheinend soll ich nun wie ein Wanderpokal weitergereicht werden", sagte Pürner nordbayern.de.

Pürner vermutet, dass der Regierung klar geworden war, dass seine Klage Erfolgschancen gehabt hätte. Vielleicht wolle man auch vermeiden, dass im Rahmen der Verhandlungen Sachverhalte zu seiner derzeitigen Tätigkeit ans Licht kommen, die besser nicht bekannt werden sollten.

Am Freitag kam dann die erneute Wende: Die kurzfristig für Donnerstag, den 17. Juni angesetzte Verhandlung am Verwaltungsgericht Augsburg war abgesagt worden. Richard Wiedemann, Gerichtssprecher am Verwaltungsgericht, erklärte auf Anfrage der Aichacher Zeitung, dass der Termin abgesagt wurde, da "der Streitgegenstand durch eine zu erwartende Folgeabordnung überholt ist".

Pürner selbst wusste bis Freitag selbst nicht, dass der Termin abgesagt wurde, und erfuhr auch erst durch eine Nachfrage der Aichacher Zeitung davon. In einem Schreiben der Regierung an seinen Anwalt heißt es lediglich, dass die Regierung beabsichtige, ihn vom 15. Juni bis zunächst Mitte September an die Regierung von Oberbayern mit Sitz in München abzuordnen. Pürner beklagte, dass dieses Spiel "unendlich oft mit ihm gespielt werden könne". Wie es beruflich für ihn in der nächsten Woche weitergeht, weiß er bisher nicht:

"Es hat keiner mit mir gesprochen."

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