Mit Krediten und Bürgschaften halten Bundesregierung und die Regierung von Mecklenburg-Vorpommern die drei Werft-Standorte im Land in Betrieb. Um die Werften in Rostock und Stralsund läuft derzeit ein Tauziehen. Schwerins Wirtschaftsminister Harry Glawe (CDU) verkündete am Mittwoch: "Das ist ein guter Tag für Mecklenburg-Vorpommern!" Nach "sehr intensiven Gesprächen" mit Bund, Banken und Genting Hongkong, dem Mutterkonzern, "stehe die große Brücke". Damit meint er einen Kredit über 300 Millionen Euro, über den die Bundesregierung jedoch erst am Freitag einen formellen Beschluss fassen wird.
Die Bundesregierung hatte erst im vergangenen Herbst 193 Millionen für den Schiffbau in Mecklenburg-Vorpommern gegeben. Das schrieb die Ostsee-Zeitung am Mittwoch und in den Wochen zuvor. Zur gleichen Zeit musste sie von verlorenen Arbeitsplätzen berichten. In Rostock-Warnemünde verlassen 180 von 600 Mitarbeitern die Neptun-Werft. Sie gehen in eine Transfergesellschaft, die vom Bund finanziert wird.
In Stralsund werden wohl 300 von 550 Mitarbeitern den Job verlieren. Politik und Gewerkschaften "feiern" den Erhalt von 215 Arbeitsplätzen; 30 Schiffbauer hätten "sich umorientiert". Zuletzt haben die 550 Mitarbeiter seit August 2018 das Kreuzfahrtschiff "Endeavor" gebaut. Es ging am 20. Mai dieses Jahres auf Probefahrt.
Die Jungfernfahrt allerdings steht noch aus. Obwohl das 164 Meter lange Schiff bis zu seiner ersten Reise am 17. Juli noch nach Island gelangen muss. Es gehört der Reederei Crystal Cruises, die wiederum gehört dem genannten Konzern Genting Hongkong.
Die "Endeavor" muss noch fertiggestellt werden. Teile und Segmente für eine "Endeavor II" liegen bereit, obwohl Genting Hongkong einen zweiten Auftrag noch nicht erteilt hat. Am dritten Standort in Wismar, der ebenfalls zu Genting Hongkong gehört, wurde im vergangenen Jahr die "Global I" gebaut. Das 340 Meter lange Kreuzfahrtschiff ist noch nicht ausgeliefert. Auch hier spricht Genting von einem zweiten Schiff, der "Global II".
Mecklenburg-Vorpommerns Finanzminister Reinhard Meyer (SPD) wies gegenüber der Deutschen Presse-Agentur auf die Risiken des Landes hin und bezifferte sie auf 311 Millionen Euro. Meyer zufolge gibt das Land einen weiteren Kredit von 72 Millionen Euro zur Finanzierung von Genting dazu. Bis die "Global I" abgeliefert sei, stünden dafür Grundstücke als Sicherheit. Es sei denn, Genting löse den Kredit vorher ab. "Wir halten das für ein überschaubares Risiko. Wir machen das im Interesse der Industriepolitik, des Schiffbaus und vor allem der Beschäftigten", betonte Meyer.
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