Fraktionen von CDU, FDP und Freien Wählern planen Verbot von Gendern im Kreis Lippe

Keine "Bürger*innen" oder "Politiker_innen" mehr? CDU, FDP und Freie Wähler wollen das Gendern in den öffentlichen Mitteilungen des Kreises Lippe künftig unterbinden. Eine derartige Sprachregelung helfe nicht bei der realen Gleichberechtigung der Geschlechter. SPD und Grüne kritisieren das Vorhaben und sprechen vom "Mittelalter".

Geht es nach den Fraktionen von CDU, FDP und Freien Wählern/Aufbruch C im Lipper Kreistag (NRW), dann wird das Gendern in den amtlichen Bekanntgaben bald verboten sein. Konkret sollen Schreibweisen wie "Bürger*innen" oder "Politiker_innen" unterbunden werden. Gestern reichten sie einen entsprechenden Antrag ein.

Die drei Fraktionen schlagen in ihrem Antrag vor, der Kreis Lippe solle zukünftig geschlechtsneutrale Begriffe nutzen oder die Geschlechter einzeln nennen, also beispielsweise von "Bürgerinnen und Bürgern" reden. Bislang sei die Sprachregelung der Mitarbeiter der Kreisverwaltung uneinheitlich – jeder können selbst über das Gendern entscheiden.

Der lippische CDU-Fraktionschef Andreas Kasper betont: "Wir wollen eine einheitliche, klare und einfache Sprachregelung für die gesamte Kreisverwaltung." Diese soll sich nach Darstellung des FDP-Kreisverbandes Lippe nach der Definition des Rates für deutsche Rechtschreibung richten.

Andreas Epp, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler/Aufbruch C im Kreistag, begründet das Vorhaben:

"Die Gendersprache ist mit ihren Neuschöpfungen wie Sternchen, Doppelpunkten, Schräg- und Unterstrichen oder x-Endungen sperrig, kompliziert, unleserlich. Sie hilft nicht dabei, die Gleichberechtigung von Frauen und Männern zu fördern."

Epp betont, statt auf die "Veränderung von Sprache" zu setzen, müsste es "praktische Hilfestellungen" geben, um die Gleichberechtigung von Frauen und Männern zu fördern – etwa "durch die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf". Ebenso argumentiert der Vorsitzende der FDP-Kreistagsfraktion Carsten Möller. Er macht deutlich, dass die "Chancengleichheit von Mann und Frau" nicht durch die Sprache zu erreichen sei, sondern "durch Rahmenbedingungen, die es ermöglichen, das eigene Potenzial voll zu entfalten und das Leben nach den eigenen Vorstellungen zu gestalten".

Kritik an dem Vorhaben stammt von der SPD und den Grünen, die gemeinsam auf 30 der 60 Sitze im Kreistag kommen und somit den Antrag verhindern können. Kreistagsmitglied Ilka Kottmann (SPD) bekundete ihr Unverständnis für die Angelegenheit:

"Das klingt schwer nach Mittelalter. Ich dachte, wir wären da schon um einiges weiter. Regen wir uns jetzt hier wirklich wegen eines Gendersternchens auf?“

Auch Inga Kretzschmar von Bündnis 90/Die Grünen hält Gendern in Schrift und Sprache zwar für irritierend – will das aber bewusst einsetzen, da es derzeit eine "sehr männliche Welt" sei "mit einer Übermacht an Männern in der Politik". Unter solchen Umständen sei es "auf jeden Fall richtig, darauf hinzuweisen, dass Frauen und diverse Geschlechter auch zur Gesellschaft gehören".

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