von Arthur Buchholz
Und schon wieder Anne Will. Es überrascht eigentlich nicht mehr, dass jeden Sonntag immer klarer wird, warum der öffentlich-rechtliche Rundfunk ein Sprachrohr der Grünen ist und sich vom Journalismus längst verabschiedet hat.
Kommen wir gleich zum Kern der Sendung. Eine Klimaaktivistin wirft einem CDU-Mitglied und früheren Verfassungsschutzpräsidenten Antisemitismus vor. Für alle, die nicht in Deutschland wohnen oder bisher unter einem Stein gelebt haben: Der Vorwurf des Antisemitismus ist vergleichbar mit einer Atombombe. Der Betroffene strahlt sein Leben lang diesen Vorwurf aus. Einfacher und dreckiger ist politischer Rufmord nicht zu haben.
Skandalös ist schon der Einstieg ins Thema, und das muss man der "Anne Will"-Redaktion anlasten: Im Einspieler wird Maaßen vorgeworfen, die Hetzjagden in Chemnitz heruntergespielt zu haben. Nachträgliche Recherchen haben jedoch zweifelsfrei ergeben: Maaßen hatte recht. Die Angriffe, über die wochenlang große mediale Empörung generiert wurde, hatte es nicht gegeben. Doch der Einspieler hält an dieser Unwahrheit fest. Gerüchte halten sich eben.
Ein weiteres Beispiel für seine "Verkommenheit": Er hat einen Tweet kommentiert, in welchem Merkel möglicherweise eine Anklage wegen ihrer Pandemiepolitik riskiert. Shocking. Da ist die Spur zu den Querdenkern quasi schon gegeben und der Teppich für Luisa Neubauer ausgerollt.
"Ich bin 'ne westdeutsche Frau, ich möchte nicht eine weitere Person sein, die in 'ner Talkshow sitzt und anfängt, den sogenannten Osten zu belehren."
Tjaaaaa, da fühlen sich die Ostdeutschen sicherlich sofort abgeholt. Was für ein Einfühlungsvermögen.
Dann geht's aber wirklich zur Sache (an Laschet gerichtet): "Sie legitimieren rassistische, antisemitische, identitäre und übrigens auch wissenschaftsleugnerische Inhalte, verkörpert durch Hans-Georg Maaßen."
Bähm, das sitzt erstmal. Wie mit einer Gießkanne werden alle Vorwürfe erstmal über Laschet ausgekippt. Mal sehen, was an ihm hängenbleibt. Kein einziger Vorwurf wird belegt, aber das muss auch nicht, wenn solche Vorwürfe im Raum stehen. Es geht hier schlicht um die Vernichtung des politischen Gegners.
An dieser Stelle hätte man sich gerne etwas von der Willschen Nachfragerei gewünscht. Stattdessen springt sie Neubauer sofort zur Seite.
Jede Apologetik, ob Neubauer jetzt wörtlich gesagt hat, dass Maaßen Antisemit ist, oder ob mit seiner Person "antisemitische Inhalte legitimiert" werden, ist an dieser Stelle müßige Haarspalterei. Sie wollte genau so verstanden werden.
Die Medien jedenfalls sind leicht zu manipulieren, das gewünschte Ergebnis ist da. Jede Zeitung, jeder Onlineauftritt titelt: Maaßen verbreitet antisemitische Inhalte.
Mission erfüllt.
Pluspunkte gibt es mal wieder für die Taktik: Käme dieser Vorwurf von Erzgrünen wie zum Beispiel Habeck oder sogar Baerbock, würde er vielleicht sogar nach hinten losgehen und als politisches Manöver durchschaut werden. Da Neubauer aber eher für ihr "Fridays for Future"-Engagement bekannt ist, kommt sie mit der Schützenhilfe locker durch.
Auf Twitter wird sie gefeiert, weil sie es anscheinend geschafft hat, Laschet die Meinung zu sagen, ihn zu "zerstören", ihn "auseinanderzunehmen" oder welche Vokabeln auf Twitter gerade so kursieren.
Weltfremder geht es nicht mehr. Luisa Neubauer nennt Maaßen einen Antisemiten und ihre Anhänger stören sich daran, dass sie "Göre" genannt wird. Dass dieselben Anhänger ohne jede Ironie die Phrase "alte weiße Männer" wie selbstverständlich in den Mund nehmen, fällt ihnen gar nicht auf.
Armin Laschet braucht jedenfalls starke Nerven. Denn ihm stehen noch einige mediale Hexenjagden und Säuberungswellen bevor.
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