Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung Daniela Ludwig schlägt Alarm, wie sich die Corona-Beschränkungen auf Kinder und Jugendliche auswirken. Insbesondere Familien mit Suchtproblemen, aber auch ansonsten "stabile Familien" stehen vor großen Problemen, "weil Homeoffice und Homeschooling eben nicht gleichzeitig funktionieren". Eine der Folgen sei, dass Kinder "ihre Zeit seit Monaten überwiegend mit dem Internet und Computerspielen" verbringen: "Die Suchtgefahren sind enorm, die Spätfolgen noch gar nicht absehbar." Die 45-jährige CSU-Politikerin äußerte sich im Interview mit dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) besorgt:
"Mir machen vor allem die Kinder und Jugendlichen mit suchtkranken Eltern große Sorgen. Gerade für sie sind die sozialen Kontakte in der Kita, in der Schule oder im Verein essenziell. Niemand weiß derzeit, wie es ihnen geht."
Vor allem die Schließung von Kitas und Schulen nennt Ludwig ein "Desaster" – vor allem, weil diese "keine Treiber der Pandemie" seien. Es müssten "alle Möglichkeiten, die die sinkende Inzidenz und die steigende Impfquote bieten, umgehend für Öffnungen genutzt werden – zunächst für Wechselunterricht verbunden mit regelmäßigen Tests". Ebenfalls müssten "Freizeitangebote wie Vereinssport, Musikschulen oder Jugendtreffs" schnell wieder starten.
Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung macht deutlich, schon jetzt seien Auswirkungen entstanden, an denen die Gesellschaft lange zu kämpfen haben wird:
"Ich habe immer davor gewarnt, dass eine 'Generation Corona' entsteht. Aber leider muss ich jetzt sagen: Derzeit ist das die Realität. Um die Schäden zu beheben, hat die gesamte Gesellschaft ordentlich was zu tun. Das wird viel schwieriger sein, als die wirtschaftlichen Folgen zu überwinden."
Ludwig argumentiert, das "Aufholpaket" der Bundesregierung sei ein "Schritt in die richtige Richtung", aber "es reicht nicht". Notwendig sei zeitnah ein "Kinder- und Jugendgipfel, auf dem ressortübergreifend alle Auswirkungen der Corona-Pandemie für die junge Generation analysiert und daraus konkrete Konsequenzen gezogen werden". Es sei nicht genug, allein Geld irgendwo zu investieren, sondern man müsse auch über die grundsätzlichen Strukturen sprechen, "etwa über erweiterte Hilfsangebote für Kinder aus Suchtfamilien oder für Heranwachsende, bei denen der Lockdown zu psychischen Problemen geführt hat".
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