Koloniales Raubgut: Rückgabe von Benin-Bronzen an Nigeria angekündigt

Vertreter von politischen und kulturellen Institutionen haben eine Einigung erzielt, die die Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) als "historischen Wendepunkt" bezeichnet. Kunstobjekte aus Nigeria sollen zurückgegeben werden. Wie viele, wann und an wen muss in Gesprächen geklärt werden.

Nach jahrelangen Debatten um die Rückgabe von bronzenen Skulpturen an Nigeria ist am Donnerstag eine prinzipielle Einigung erreicht worden. Auf einer Onlinekonferenz haben Vertreter von Bund, Ländern und Museen erklärt, mit den nigerianischen Partnern genaue Vereinbarungen zu treffen. "Wir stellen uns der historischen und moralischen Verantwortung Deutschlands, auch unsere koloniale Vergangenheit ans Licht zu holen und aufzuarbeiten." Das erklärte Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) am Donnerstag.

"Wir möchten auf jeden Fall Kulturgüter zurückgeben, die sich in deutschen Museen befinden", fuhr Grütters fort. "Und wir werden mit der nigerianischen Seite darüber sprechen, ob und wie Benin-Bronzen als Teil des kulturellen Erbes der Menschheit künftig ebenfalls in Deutschland gezeigt werden können."

Der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Hermann Parzinger, sagte gegenüber der Deutschen Presse-Agentur: "Wir hoffen, dass wir schon 2022 mit Rückgaben beginnen können." Mit der nigerianischen Seite seien "Gespräche über substanzielle Rückgaben und künftige Kooperationen" vorgesehen.

In Deutschland befinden sich etwa 1.000 Objekte, die unter der Bezeichnung Benin-Bronzen zusammengefasst werden. 440 sind davon in Berlin. Im Jahr 1897 fielen britische Truppen im damaligen Königreich Benin ein. Sie brannten die Hauptstadt nieder und raubten 3.500 bis 4.000 Bronzen. Später wurden die Kunstobjekte, die auch Figuren aus Messing und aus Elfenbein umfassen, "veräußert".

Bereits nach wenigen Jahren forderte das Königreich die Objekte zurück. Das seit 1960 unabhängige Nigeria bemühte sich vergeblich. Zuletzt gab es peinliche diplomatische Verwicklungen mit Deutschland. Seit Beginn des Jahres 2021 zeichnen sich Einigungen ab.

Nigerias Botschafter in Berlin zeigt sich skeptisch. In einem Interview mit der Deutschen Welle sagte Yusuf Tuggar: "Leider scheint es, dass die Stiftung Preußischer Kulturbesitz immer noch mit einer Denkweise des 20. und nicht des 21. Jahrhunderts operiert." Sie verkörpere die Grundidee der ethnologischen und anthropologischen Museen, die einherginge mit der gleichen Ideologie, die den Kolonialismus hervorgebracht habe.

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