Bei einer ungenehmigten Demonstration von rund 60 Gegnern der Corona-Maßnahmen in Schmalkalden (Thüringen) sind nach Polizeiangaben zwei Beamte verletzt worden. Drei Polizeibeamte seien am Montagabend aus einer Menschenmenge heraus angegriffen worden, als sie die Personalien eines Mannes aufnehmen wollten, der dem Anschein nach als Versammlungsleiter auftrat. Die Polizei teilte weiter mit:
"In die polizeiliche Maßnahme mischte sich ein 44-jähriger Mann, der erst verbal gegen die eingesetzten Beamten vorging, dann jedoch unvermittelt und ohne ersichtlichen Grund einen Polizisten mit der Faust gegen den Hals schlug. Unmittelbar eilten weitere Einsatzkräfte zur Unterstützung und versuchten den Angreifer von weiterer Gewalt gegen die Polizei abzuhalten und am Boden zu fixieren. Er leistete vehement Widerstand."
Danach hätten weitere Versammlungsteilnehmer die Einsatzkräfte angegriffen, ein Polizist sei zu Boden geschleudert worden. "Innerhalb kürzester Zeit waren die drei eingesetzten Beamten umringt von einer Menschenmenge, die immer näher drang und die eingesetzten Polizisten bedrohte", so die Polizei, die nach eigenen Angaben Pfefferspray einsetzte. Zwei Beamte wurden demnach verletzt und mussten im Krankenhaus behandelt werden. Der 44-Jährige habe eine ärztliche Behandlung abgelehnt.
Auf Twitter kursieren Videos des Vorfalls. Darin sind drei Beamte zu sehen, die von einer Menschenmenge von 10 bis 20 Personen bedrängt werden, während sie einen Demonstranten festnehmen wollen. Die teils mit Regenschirmen in Regenbogenfarben ausgestatteten Demonstranten beschimpften die Polizisten unter anderem als "Merkel-Faschisten".
Auf einem Video ist zu sehen, wie ein Demonstrant ein offenbar von der Polizei entwendetes Funkgerät hinter einen Zaun wirft, mutmaßlich in der Absicht, dass die Beamten keine Verstärkung anfordern konnten.
Der Vorfall löste in den sozialen Medien scharfe Reaktionen aus. Auf der Twitter-Seite der "Antifa Nordsachsen", die beide Videos gepostet hatte, bezeichnen Kommentatoren die Demonstranten als "widerliches Pack", "Abschaum" und "Feinde der Demokratie". Es seien "Brandstifter im Gewand von Biedermännern", kommentierte der Journalist und Autor Andreas Hallaschka an anderer Stelle in einem Tweet.
Ein Twitter-User zog eine Verbindung zur Initiative #allesdichtmachen, in der deutsche Schauspieler satirische Kritik an den Corona-Maßnahmen geübt hatten. Er warf unter anderem Jan Josef Liefers vor, "den Brand gelegt" zu haben.
Die Linke in Thüringen verurteilte indes den Angriff auf die Polizisten scharf. Katharina König-Preuss, Sprecherin für Antifaschismus der Linksfraktion im Thüringer Landtag, erklärte dazu:
"Die Hemmschwelle der Coronaleugner sinkt weiter, es ist zu verurteilen, dass Polizisten, welche die Maßnahmen zur Coronaeindämmung umsetzen, um die Gesundheit aller Menschen zu schützen, derart angefeindet und angegriffen werden."
Die Demonstranten agierten "skrupellos", so König-Preuss. "Hier sind so viele Straftaten in wenigen Minuten verwirklicht worden, dass man nur hoffen kann, dass den Coronaleugnern ihre eigenen Filmaufnahmen zum Verhängnis werden und entsprechende Sanktionen folgen", so die Sprecherin. Kritik an einzelnen Corona-Maßnahmen seien in der Demokratie "völlig legitim", man könne diese aber auch artikulieren, "ohne die Gesundheit anderer Menschen, insbesondere auch die von Polizistinnen und Polizisten zu gefährden", ergänzte sie.
Thüringens Innenminister Georg Maier spricht von "unerträglichen Szenen", die "das Gewalt- und Hasspotenzial von Querdenken" zeigten.
Die Ermittlungen liefen "auf Hochtouren", um der "Aggressoren habhaft" zu werden, so der SPD-Politiker.
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