Wie das ARD-Magazin Report Mainz berichtete, werden in verschiedenen Gruppen des Messengerdienstes Telegram gefälschte Impfpässe zum Kauf angeboten. Die Fälschungen werden demnach mit Fotos, auf denen Stempel, Unterschriften und Aufkleber der Impfstoffe mit Chargennummern zu sehen sind, beworben.
Laut den Recherchen stammen die gefälschten Impfpässe vor allem aus großen deutschen Impfzentren wie Bonn, Frankfurt, Augsburg oder Frankenthal. Dies gehe aus den Stempeln hervor. Es sollen jedoch auch Pässe aus Düsseldorf und München im Internet angeboten werden. Report Mainz machte einen der Anbieter auf Telegram ausfindig, der erklärte, er selbst wolle sich zwar nicht impfen lassen, dadurch aber auch keine Benachteiligungen erhalten. Der Mann gab an, dass er an einem Tag mehr als 30 gefälschte Impfpässe verkauft habe. Die Kunden kämen dabei aus ganz Deutschland. Für einen gefälschten Impfpass verlange er 150 Euro. Wer mehrere wolle, bekomme "Mengenrabatt".
Laut Report Mainz konnte jedoch der Leiter des Impfzentrums des Deutschen Roten Kreuzes, Benedikt Hart, leicht erkennen, dass es sich bei den Pässen um Fälschungen handelt. Er habe die Fälschungen erkannt, weil jeder Arzt im Impfzentrum einen eigenen Stempel mit einer nur ihm zugeteilten Nummer habe. Doch dies sei zum Beispiel für Grenzbeamte nicht nachprüfbar.
Auf Anfrage von Report Mainz erklärte das Landeskriminalamt Hessen, dass der Handel mit gefälschten Corona-Impfbescheinigungen beobachtet werde. Auch werde dagegen strafrechtlich ermittelt. Das Herstellen und Vertreiben, aber auch die Nutzung solcher gefälschten Impfpässe seien strafbar. Dass in Deutschland Blanko-Impfpässe frei verkäuflich sind, erleichtert das Handwerk der Fälscher jedoch.
Digitaler Impfpass kommt
Die gefälschten Impfpässe dürften jedoch "Auslaufmodelle" sein, da die Bundesregierung an einem digitalen Impfpass arbeitet, der noch diesen Sommer zur Verfügung stehen soll. Dieser soll die Bürger noch vor den Sommerferien in die Lage versetzen, einen vollständigen Impfschutz unkompliziert durch eine Smartphone-App nachzuweisen. Die digitale Bescheinigung soll den Betroffenen die Möglichkeit geben, schnell und fälschungssicher nachzuweisen, dass sie vollständig geimpft sind, und deshalb wieder bestimmte Grundrechte in Anspruch nehmen zu können, etwa bei Urlaubsreisen.
Die Zertifikate sollen dabei nicht zentral auf einem Server gespeichert werden, sondern jeweils auf dem Smartphone der Anwender. Menschen, die kein Smartphone besitzen, erhalten zusätzlich zu dem Eintrag im analogen gelben Impfpass einen Ausdruck der digital einlesbaren Impfbescheinigung als QR-Code auf Papier. Auch bei einem Verlust oder Wechsel des Smartphones kann das Zertifikat über den ausgedruckten QR-Code erneut ins Handy eingelesen werden.
Die digitalen Impfbescheinigungen sollen in den Impfzentren und Arztpraxen ausgestellt werden. Derzeit sucht die Bundesregierung noch nach einem Verfahren, wie bereits vollständig Geimpfte ihre Bescheinigung nachträglich erhalten können. Wie bereits zuvor im Amtsblatt der Europäischen Union zu lesen war, wird der digitale Impfpass in Deutschland unter der Führung des US-Technologiekonzerns IBM entstehen. Beteiligt sind auch das Kölner Start-up Ubirch, der schwäbische IT-Dienstleister Bechtle und Govdigital, ein genossenschaftlicher Zusammenschluss von zehn IT-Dienstleistern der öffentlichen Hand.
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