Das Hin und Her um das Impfpräparat des britisch-schwedischen Herstellers AstraZeneca ist noch nicht beendet. Zuletzt erklärte Dänemark, dass es komplett auf die Verimpfung des Vakzins mit dem gewaltigen Imageproblem verzichte. Deutschland geht einen anderen Weg.
Nach etlichen Änderungen der Altersbestimmungen wurde die Vergabe des Vakzins zuletzt von der Ständigen Impfkommission (STIKO) nur noch für Menschen über 60 empfohlen (genau diese Altersgruppe war kurz nach Beginn der Verimpfung aufgrund "unzureichender Daten" zur Wirksamkeit von der Verimpfung ausgenommen worden).
Seither wurde darüber spekuliert, ob und wann auch die Bundeskanzlerin demonstrativ die Ärmel hochkrempeln werde. Mit Hinweis auf die Impfreihenfolge hieß es seither von der Bundesregierung, dass sich Merkel impfen lassen, "wenn sie dran ist". Merkel selbst hatte erklärt:
"Die Möglichkeit, sich impfen zu lassen, ist für mich näher gerückt. Das ist richtig."
Sie müsse sich aber erst einmal über das Verfahren in Berlin informieren.
Die neue Richtlinie der STIKO für den Impfstoff von AstraZeneca lässt nun Menschen jenseits der 60 in der Prioritäten-Gruppe nach vorn rücken. Zuletzt wurde berichtet, dass ein Impftermin am Sonntag für die 66-jährige Merkel verschoben worden sei. Regierungssprecher Steffen Seibert wollte das weder bestätigen noch dementieren.
"Die Bundeskanzlerin wird sich zeitnah impfen lassen und die Öffentlichkeit darüber informieren."
Aber nun soll es endlich soweit sein. Wie die Welt berichtet, soll der CDU-Politikerin am Freitag das Vakzin mit der schlechten Presse gespritzt werden. Merkel tritt damit in die Fußstapfen von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Dieser hatte sich bereits Ende März im Bundeswehrkrankenhaus in Berlin mit dem Wirkstoff von AstraZeneca impfen lassen und anschließend die Werbetrommel gerührt.
"Ich vertraue den in Deutschland zugelassenen Impfstoffen. Heute habe ich meine Erstimpfung mit AstraZeneca erhalten. Das Impfen ist der entscheidende Schritt auf dem Weg aus der Pandemie. Nutzen Sie die Möglichkeiten. Machen Sie mit!"
Jetzt soll von Merkel die erhoffte "Signalwirkung" ausgehen, um dadurch auch einer verorteten Impfmüdigkeit innerhalb der Bevölkerung entgegenzuwirken.
Bundesinnenminister Horst Seehofer wollte sich zuletzt nicht mit AstraZeneca impfen lassen. Gegenüber der Bild sagte er:
"Die Antwort auf die Aufforderung von Jens Spahn lautet: Nein."
Um eine Bewertung des Impfstoffes an sich gehe es ihm bei seiner Entscheidung jedoch nicht. Er lasse sich lediglich nicht gerne "bevormunden".
Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder hatte Mitte März dafür plädiert, dass das AstraZeneca-Präparat nach einer Wiederzulassung für den deutschen Markt "flexibler und so viel wie möglich geimpft werden" müsse. Bei einer möglichen Nichtzulassung empfahl der CSU-Politiker "eine Impfung auf eigenes Risiko". Dies wäre immer noch besser, als den Impfstoff einfach wegzuwerfen.
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