Aktuelle Wirtschaftsstudie: 20 Prozent mehr Insolvenzen im März

Nach einer leichten Zunahme im Februar ist die Zahl der Unternehmensinsolvenzen im März kräftiger angestiegen. Laut IWH-Insolvenztrend wurden 870 Personen- und Kapitalgesellschaften als insolvent gemeldet. Das sind 20 Prozent mehr als im Februar.

Trotz der Verschiebung der Insolvenzmeldepflicht hat sich die Zahl der Insolvenzen in Deutschland nach Angaben des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) im März infolge der Corona-Krise erhöht. Wie das IWH mitteilt, blieb die Zahl der von Großinsolvenzen betroffenen Jobs mit knapp 8000 in etwa konstant. Diese Zahlen basieren auf Insolvenzbekanntmachungen der Registergerichte.

Jenseits der Gruppe der in der Regel größeren Personen- und Kapitalgesellschaften deutet sich seit Februar ein starker Anstieg bei den Insolvenzen von Kleinstunternehmen und Selbstständigen an. Neben dem anhaltend schwierigen Pandemie-Geschehen ist ein weiterer möglicher Grund für diesen Anstieg der seit 1. Januar 2021 erleichterte Zugang zur Restschuldbefreiung auch für Selbstständige. Diese Gesetzesänderung verringert für die Betroffenen die negativen Konsequenzen einer Insolvenz.

Die Analyse des IWH zeigt, dass die größten zehn Prozent der Unternehmen, deren Insolvenz im März gemeldet wurde, insgesamt knapp 8.000 Personen beschäftigen. Auch wenn die Zahl der Kleinstinsolvenzen steigt: Für die gesamtwirtschaftliche Bedeutung von Insolvenzen ist vor allem auch wichtig, wie groß die betroffenen Unternehmen sind und wie viele Jobs betroffen sind. Die Gruppe der Kleinstunternehmen ist zwar für einen erheblichen Teil der Insolvenzen verantwortlich, in der Vergangenheit gingen jedoch nur etwa zehn Prozent der betroffenen Arbeitsplätze auf Insolvenzen von Kleinstunternehmen zurück.

Steffen Müller, Leiter der Abteilung Strukturwandel und Produktivität und Insolvenzforschung des IWH, sagt:

"Insolvenzen vieler Kleinstunternehmen sind aus ökonomischer Sicht oft weniger einschneidend als eine Handvoll Großinsolvenzen. Dies liegt aber nicht nur daran, dass bei Großinsolvenzen viel mehr Jobs betroffen sind. Auch die Lohnverluste der Beschäftigten sind viel höher. In einer aktuellen Studie finden wir, dass die Lohnverluste nach einem Arbeitsplatzverlust stark von der Größe des insolventen Betriebs abhängen. Der Lohnabschlag verglichen mit dem alten Job ist für Entlassene aus Großbetrieben um ein Vielfaches höher als bei Menschen, die ihre Arbeit bei einem Kleinstunternehmen verlieren."

Oft genug verdienten Letztere in einer Folgebeschäftigung sogar mehr als vorher. Deutlich schneller als die amtliche Statistik liefert der IWH-Insolvenztrend jeden Monat einen belastbaren Befund zum bundesweiten Insolvenzgeschehen für Personen- und Kapitalgesellschaften. Die Ergebnisse weisen nur geringfügige Abweichungen von den amtlichen Zahlen auf, die mit etwa zwei Monaten Zeitverzug eine umfassende Einschätzung der Lage erlauben. Der IWH-Insolvenztrend ist deshalb ein verlässlicher Frühindikator.

Mehr zum Thema - Europa öffnet sich partiell – Deutschland denkt über "Brücken-Lockdown" nach