Die Klausur der Spitze der Unionsfraktion könnte zum Schaulaufen der beiden möglichen Kanzlerkandidaten der Union werden. CDU-Chef Armin Laschet und sein CSU-Amtskollege Markus Söder sollen an diesem Sonntag bei den Beratungen des geschäftsführenden Vorstands der Bundestagsfraktion von 13.00 bis 15.00 Uhr zum Thema "Wie gestalten wir die Zukunft?" Stellung nehmen. Das geht aus der Tagesordnung der Klausur der Spitze der Unions-Bundestagsabgeordneten in Berlin hervor. Zuvor ist eine allgemeine Aussprache zur politischen Lage mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) vorgesehen.
Ohne Frage wird es auch darum gehen, wer als nächster Spitzenkandidat in die Wahl geschickt wird. In der Fraktion wächst angesichts der eingebrochenen Umfragewerte für die Union die Nervosität. Die Maskenaffäre hat die CDU/CSU mindestens fünf Prozentpunkte gekostet, da sind sich die Umfrageinstitute einig. Die Parteispitzen wissen, dass sie jetzt Einigkeit demonstrieren müssen, wenn sie bis zur Wahl wieder aufholen wollen. Dabei gibt es nicht nur Druck von außen.
Einzelne CDU-Abgeordnete hatten sich angesichts der hohen Beliebtheitswerte für Söder in den Umfragen bereits für den bayerischen Ministerpräsidenten als Kanzlerkandidaten ausgesprochen. Laschet und Söder hatten angekündigt, sie wollten die K-Frage zwischen Ostern und Pfingsten miteinander klären.
Beide gehen von verschiedenen Startplätzen an das Rennen um die K-Frage. Der Nordrhein-Westfale hat dabei die schlechtere Position. Als Landesvater scheint seine Strategie in der Corona-Bekämpfung zögerlich und uneinheitlich. Das Image des Machers hat er nicht. Kürzlich musste er sich sogar Kritik von Kanzlerin und Amtsvorgängerin Angela Merkel anhören. Erinnerungen an die Demontage von Annegret Kramp-Karrenbauer kamen auf.
Söder auf der anderen Seite hat sich mit seiner Hardliner-Strategie in der öffentlichen Wahrnehmung zumindest als gradlinig etabliert, auch wenn seine Vorstöße in Bayern als zu streng gewertet werden. Der Vorvertrag über 2,5 Millionen Impfdosen Sputnik V ist zwar ohne die Zulassung der EMA nur ein Stück Papier, stellt Söder jedoch ohne großes Risiko als ideologiefreien Macher dar, ohne sich einen Alleingang vorwerfen lassen zu müssen.
Zusammenhalten aus wahltaktischen Gründen
Im Unterschied zu Laschet sitzt er als CSU-Vorsitzender relativ fest im Sattel, auch wenn die Maskenaffäre um den Abgeordneten Georg Nüßlein und den Ex-Minister und Landtagsabgeordneten Alfred Sauter der Partei enorm geschadet hat.
Einen Streit zwischen den Schwesterparteien wie unter Seehofer, wo es um die Personalie Hans-Georg Maaßen fast zur Regierungskrise kam, kann sich keiner der beiden jetzt leisten. Eins jedenfalls sollte beiden klar sein. Ohne Angela Merkel wird kein Kandidat weit kommen. Auch da hat Söder die Nase vorn.
Nach einer Civey-Umfrage für den Spiegel sagen über 50 Prozent, dass Söder das Vertrauen der Kanzlerin habe. Bei Laschet ist es genau umgekehrt. Was auch immer die Bürger davon halten, innerhalb der Partei kommt man an Merkel bis September nicht vorbei. Das weiß auch Söder. In einem Interview in der Bild am Sonntag sagte er: "Ein Unionskandidat kann ohne Unterstützung von Angela Merkel kaum erfolgreich sein."
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