Wer seinen Espresso nicht im italienischen Strand-Café schlürfen kann, macht ihn eben in der heimischen Küche: Ob Thermomix, Kaffeevollautomat, Stabmixer oder beidseitiger Vollkontakt-Grill – Küchenmaschinen sind die Verkaufsrenner mit Wachstumsraten von 20 bis 40 Prozent.
Auch Großgeräte wie Backöfen, Herde und Geschirrspüler boomen. Gute Nachrichten für Hersteller wie BSH (Bosch Siemens Hausgeräte). Im vergangenen Jahr meldete er Wachstumsraten von bis zu 10 Prozent. Der zur Stuttgarter Bosch-Gruppe gehörende größte europäische Hausgerätehersteller mit Sitz in München erzielte einen Umsatzrekord von 13,9 Milliarden Euro und gehört zu den Profiteuren der Krise. Finanzvorstand Gerhard Dambach sagt:
"Der Corona-Effekt hat uns sicherlich geholfen. Die Pandemie hat den seit Jahren zu beobachtenden Trend zum 'Cocooning', zum Rückzug in die eigenen vier Wände, verstärkt."
Küchenmöbel waren im Krisenjahr 2020 besonders gefragt. Viele investierten oft das Urlaubsgeld in ihre Küche, wie der wachsende Verkauf von höherwertigen, auch über das Internet kommunizierenden, also "vernetzten" Produkten zeigt.
Für Carla Kriwet, die Vorsitzende der BSH-Geschäftsführung, verdeutlicht das: "Umfragen im vergangenen Jahr haben gezeigt, dass zwei Drittel der Konsumenten mehr als je zuvor gekocht haben." Kriwet kennt die Konsumgewohnheiten: So etwas gehe nicht verloren. In der zweiten Jahreshälfte 2020 gab es einen nicht erwarteten Nachfrageschub um drei bis vier Prozentpunkte beim Umsatzwachstum. Währungsbereinigt betrug der Zuwachs 8,5 Prozent; deutlich mehr als die langfristig im Unternehmen veranschlagten jährlichen 5 Prozent und erheblich über den Zuwachsraten von 3 bis 4 Prozent auf dem Weltmarkt.
Für das neue Jahr muss sich BSH mit den Kernmarken Bosch und Siemens sowie Neff, Gaggenau oder Constructa ebenfalls auf viel Beschäftigung einstellen. Damit kann sich BSH mit einem Marktanteil in Europa von 25 Prozent deutlich vor Elektrolux aus Schweden und Whirlpool (Bauknecht) aus Amerika behaupten. Weltweit liegt der Marktanteil bei 8 Prozent, in China – dem mit Abstand größten Auslandsmarkt für BSH – sogar bei 10 Prozent. BSH arbeitet derzeit an seinen Auslastungsgrenzen. Mitunter kommt es sogar zu Lieferengpässen, etwa bei Geschirrspülern. Wurden in den vergangenen Jahren immer wieder Arbeitsplätze abgebaut, so ist die Belegschaft 2020 um 1.800 auf 60.000 Mitarbeiter ausgeweitet worden, allein um 500 in Deutschland.
Der Trend geht mehr und mehr zur vernetzten Küche mit effizientem Strom- und Wasserverbrauch. Zwischen 50 und 60 Prozent der BSH-Kunden waschen zunehmend mit höheren Temperaturen, um Keime sicher abzutöten. Und die Kühlschränke werden immer größer, weil mit dem Trend zum "Homecooking" mehr Lebensmittel zu lagern sind.
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