IG Metall: Mehr als 600.000 Arbeiter befinden sich bundesweit im Warnstreik

Die aktuelle Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie mit 3,8 Millionen Beschäftigten ist bisher wenig zielführend. Unbeirrt ruft die IG Metall seit drei Wochen in vielen Unternehmen zu Warnstreiks auf.

Im Tarifkonflikt der Metall- und Elektroindustrie haben drei Wochen in Folge täglich Tausende Beschäftigte ihre Arbeit vorübergehend niedergelegt, so die Junge Welt am Montag. In der dritten Warnstreikwoche beteiligten sich bundesweit rund 160.000 Beschäftigte mit weit über 600 betrieblichen Aktionen an den Warnstreiks, teilte die IG Metall am Freitag mit. Seit Ende der Friedenspflicht folgten damit insgesamt mehr als 600.000 Metallerinnen und Metaller dem Aufruf der Gewerkschaft, die Arbeit zeitweise niederzulegen. Die IG Metall will in dieser Tarifbewegung drei Ziele erreichen

"Angleichung der Arbeitsbedingungen in Ostdeutschland, vier Prozent Volumen für mehr Entgelt, Beschäftigung und Zukunft sichern, Sicherung der Ausbildung und Übernahme aller Ausgebildeten: Das wollen wir in den Betrieben und in der Tarifbewegung 2021 gemeinsam erreichen."

In Wuppertal hatten letzte Woche insgesamt 4.600 Beschäftigte aus zwölf Betrieben an Aktionen und Frühschlussaktionen teilgenommen. In Paderborn kamen 150 Beschäftigte zu einem Autokino-Warnstreik. Orchestriert wurde diese Kundgebung von 2.000 Metallern durch Arbeitsniederlegungen.

In Siegen kamen 150 Beschäftigte am Siegufer zu einer Kundgebung zusammen, weitere 400 legten bei betrieblichen Warnstreiks die Arbeit nieder. Zudem gab es kleinere Aktionen in Bielefeld, Neuss, Gütersloh und Krefeld.

Knut Giesler, Bezirksleiter der IG Metall NRW und Verhandlungsführer, resümierte:

"Die Belegschaften haben in den letzten drei Wochen eindrucksvoll gezeigt, dass Warnstreiks auch mit Abstand und Anstand möglich sind."

Arndt G. Kirchhoff, Präsident von Metall NRW, äußerte sich in der FAZ zur nächsten Verhandlung am Donnerstag:

"Wir werden der IG Metall in der kommenden Woche vorschlagen, für dieses Jahr eine substantielle Einmalzahlung an die Beschäftigten tarifvertraglich zu vereinbaren."

Mit Blick auf die laut seiner Aussage derzeit unmittelbar in der Krise befindlichen etwa 25 bis 30 Prozent der bestreikten Betriebe sagte er zudem:

"Auch sie müssen durch die Corona-Krise kommen und wieder festen Boden erreichen, bevor sie mit höheren Kosten belastet werden."

Darauf erwidert Giesler:

"Es ist gut, dass unsere Warnstreiks für Bewegung sorgen. Aber Angebote gehören auf den Verhandlungstisch. Dort werden wir am nächsten Donnerstag bewerten, ob sich der nach Herrn Kirchhoff substanzielle Vorschlag der Arbeitgeber mit dem deckt, was wir unter substanziell verstehen. Solange wir das nicht wissen, gehen unsere Warnstreiks unvermindert weiter."

Mit ihrer Ankündigung gehen die Arbeitgeber vor der für kommenden Donnerstag geplanten neuen Verhandlungsrunde in Nordrhein-Westfalen einen vielleicht entscheidenden Schritt auf die Gewerkschaft zu. Bisher vertraten sie die Position, dass ein Tarifabschluss den Unternehmen in diesem Jahr angesichts der historischen Krise gar keine Mehrkosten aufbürden dürfe. Die IG Metall hatte hingegen eine Nullrunde für das Jahr 2021 ausgeschlossen. Daher war die Tarifrunde, in der es auch um Beschäftigungssicherung geht, in diesem zentralen Punkt bislang faktisch blockiert.

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