Auch ohne Lockdown in die Krise: Schweden verzeichnet neuen Langzeitarbeitslosenrekord

Im Februar gab es in Schweden 180.000 Langzeitarbeitslose. Dies ist ein neuer Rekord für das kleine skandinavische Land. Um die Wirtschaft zu schonen, versucht Schweden ohne Lockdown durch die Corona-Pandemie zu steuern und setzt stattdessen auf die Freiwilligkeit der Bevölkerung.

Am Samstag endete das schwedische Melodifestivalen, in welchem der schwedische Beitrag für den Eurovision Contest ausgewählt wird, mit dem Sieg eines jungen Afrikaners, der als achtjähriger Flüchtling aus der Demokratischen Republik Kongo nach Schweden gekommen war und dort ohne Eltern aufwuchs. 

Tousin "Tusse" Chiza hatte im Auftakt gesagt, er wolle ein Zeichen für all jene setzen, die von ganz unten in der Gesellschaft kommen. Die Zahl der Arbeitslosen zwischen 18 und 24 Jahren liegt bei 11,6 Prozent. 

Im Februar lag die Arbeitslosenquote bei 8,7 Prozent, im Juli vergangenen Jahres bei 9,2 Prozent. Ein großes Problem aber sind die Langzeitarbeitslosen. 

Die schwedische Arbeitsministerin Eva Nordmark teilte den TT-Nachrichten mit: 

"Dies ist eine ernste Situation und eine unsichere Situation, wenn man sich ansieht, wo wir im Hinblick auf die Infektionen stehen. Im Frühjahr haben wir ein ungewöhnlich hohes Niveau an Kündigungen, welches uns dorthin geführt hat, wo wir jetzt stehen."

Die Zahl der Langzeitarbeitslosen liegt derzeit bei 180.000 und wird bis Ende des Jahres weiter steigen, wenn jene, denen pandemiebedingt gekündigt wurde, ein Jahr lang ohne Arbeit gewesen sind.

Einer Explosion der Zahlen hätten die Bemühungen und Hilfspakete der Regierung entgegengewirkt, heißt es. Man hofft, dass 75.000 neue Jobs geschaffen werden können. Die Oppositionspartei der Moderaten aber sieht die Regierung in ihren Versuchen gescheitert. Parteisprecherin Elisabeth Svantesson vergleicht die Langzeitarbeitslosen mit der Einwohnerzahl der mittelgroßen schwedischen Stadt Linköping. Diese sei geringer. 

In den schwedischen Städten stehen viele Einzelhandelsgeschäfte wegen Geschäftsaufgaben leer. Die Regierung mahnte wiederholt in ihren Pressekonferenzen die Bevölkerung, in der Corona-Krise den Weg in die Innenstadt zu vermeiden, sich nicht in die Restaurants zu begeben und nur die nötigsten Besorgungen zu tätigen.

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