Insgesamt waren rund 1,8 Millionen Menschen in der Pflege tätig. Vor der Pandemie seien die Beschäftigtenzahlen in der Pflegebranche dagegen leicht gestiegen. Ein Sprecher vom Deutsches Pflegehilfswerk, dem größten deutschen Zusammenschluss auf Pflegenden, Angehörigen, Patienten und Unternehmen aus der Pflegebranche, bestätigt gegenüber RT DE:
"Dass der Personalmangel bereits heute deutlich sichtbar ist, zeigt sich an verschiedenen Zahlen. Um die bedarfsgerechte Versorgung sicherzustellen, rechnet beispielsweise die Gewerkschaft Verdi mit einem Bedarf von allein 110.000 zusätzlichen Pflegefachkräften. Prognosen rechnen bis 2030 sogar mit einem Mehrbedarf von 300.000 Stellen."
Seit Beginn der COVID-19-Pandemie hat Deutschland Tausende Pflegekräfte verloren. Der Rückgang betreffe Krankenhäuser ebenso wie die Altenpflege, berichteten die Zeitungen der Funke Mediengruppe unter Berufung auf bislang unveröffentlichte Zahlen der Bundesagentur für Arbeit (BA), die die Linken-Bundestagsfraktion anfragte.
Besonders betroffen sei die Krankenpflege in den Kliniken. Das Minus bei den Beschäftigtenzahlen lag in der ersten Hochphase der Corona-Krise bei 5.124. In der Altenpflege sei die Zahl der Beschäftigten im Zeitraum von Anfang April bis Ende Juli um 3.885 zurückgegangen. Das bedeutet 9.009 Pflegekräfte weniger.
Alle 16 Bundesländer waren davon betroffen. Im klinischen Bereich sei der Rückgang des Personals in Bremen mit 1,7 Prozent am stärksten, gefolgt von Sachsen-Anhalt, Thüringen, dem Saarland und Rheinland-Pfalz. In der Altenpflege habe Hessen mit einem Minus von 1,6 Prozent den größten Einbruch verzeichnet. Danach folgten Bremen, Bayern, Hamburg und Niedersachsen.
Die pflegepolitische Sprecherin der Linken im Bundestag, Pia Zimmermann, machte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn für diese Entwicklung verantwortlich. Sie mahnte an, dass sich die Lage durch eine "verfehlte finanzielle Ausgestaltung der Kranken- und Pflegeversicherung" verschärfe. Zimmermann sagte:
"Zusätzliche und deutlich besser entlohnte Pflegekräfte werden sofort gebraucht."
Hierzu müssten bislang privat versicherte Spitzenverdiener "auf alle ihre Einkünfte einheitlich und solidarisch Beiträge entrichten".
Nach vorläufigen Zahlen des Bundesgesundheitsministeriums erhielten Ende des Jahres 2017 rund 3,3 Millionen Menschen Leistungen der gesetzlichen und der privaten Pflegeversicherung; davon waren 3,1 Millionen Bundesbürger gesetzlich versichert.
Nach einer Studie des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) könnten im Jahr 2035 in den Pflege- und Gesundheitsberufen rund 270.000 Fachkräfte fehlen. Eine Studie der Bertelsmann Stiftung rechnet sogar mit einer Lücke von 500.000 Vollzeitkräften, wenn sich die Zahl der Pflegebedürftigen wie prognostiziert erhöht. Schon heute gibt es nach Angaben von Experten Personalengpässe: So kamen laut BA im März 2017 auf 14.600 offene Fachkräftestellen lediglich 3.000 arbeitslos gemeldete Altenpflegefachkräfte. Als Reaktion auf den Fachkräftemangel wurden in den vergangenen Jahren verstärkt Altenpfleger aus dem Ausland angeworben: Lag der Anteil der Ausländer an den beschäftigten Altenpflegern 2013 noch bei 6,8 Prozent, so erhöhte er sich bis 2015 auf 8,5 Prozent (44.000 Beschäftigte).
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