IG BAU: Hohe Wohnungsmieten lassen Zahl der Pendler steigen

Laut der Bundesagentur für Arbeit verließen 2020 täglich rund 13 Millionen Beschäftigte in Deutschland ihre Stadt bzw. ihren Landkreis, um zur Arbeitsstelle zu pendeln. Bereits vor Jahren warnte die Hans-Böckler-Stiftung des DGB vor den gesundheitlichen Folgen des Pendelns.

Hohe Mieten in den Großstädten führen aus Sicht der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) zu einer steigenden Zahl an Pendlern. Der IG BAU-Vorsitzende Robert Feiger sagte am Samstag nach Angaben der dpa:

"Weil das Wohnen in Deutschlands Großstädten nach jahrelangen teils exorbitanten Mietsteigerungen für viele Beschäftigte nicht mehr bezahlbar ist, bleibt für sie als Alternative oft nur stundenlange Fahrerei."

Feiger beruft sich auf die jüngsten Zahlen der Bundesagentur für Arbeit, nach denen im ersten Halbjahr 2020 rund 13 Millionen sozialversicherungspflichtige Beschäftigte in Deutschland täglich ihre Stadt oder ihren Landkreis auf dem Weg zu Arbeit verließen. Das waren rund 200.000 mehr als ein Jahr zuvor.

Nach einer früheren Datenauswertung des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung pendelten zuletzt sogar 19,3 Millionen Beschäftigte, 4,4 Millionen mehr als im Jahr 2000. Die starke Zunahme liegt den Angaben zufolge vor allem am Beschäftigtenzuwachs in den vergangenen Jahren.

Weite Pendelwege spielten dabei längst nicht mehr nur in den Metropolen eine Rolle, sagte Feiger. "Sogar Städte wie Braunschweig, Erfurt oder Heidelberg kommen auf hohe fünfstellige Werte." In der Bauwirtschaft seien lange Anfahrtswege dabei besonders verbreitet. Es dürfe aber nicht sein, dass Menschen, die in den Großstädten Wohnungen bauen, sich diese selbst nicht mehr leisten können.

Zur Linderung der Wohnungsnot fordert die IG BAU eine deutliche Erhöhung der Fördermittel und dauerhafte Preisbindungen für den sozialen Wohnungsbau.

Bereits 2015 warnte die Hans-Böckler-Stiftung, das Forschungs- und Studienförderungswerk des Deutschen Gewerkschaftsbundes, vor den Auswirkungen des Pendelns auf die Gesundheit der Arbeitnehmer: "Pendeln schadet der Gesundheit." Unter Berufung auf eine Untersuchung der Ökonomin Annemarie Künn-Nelen von der Universität Maastricht schrieb die Hans-Böckler-Stiftung damals, eine hohe Pendeldauer wirke sich "signifikant auf die Zufriedenheit mit der Gesundheit und die Einschätzung des persönlichen Gesundheitszustands aus".

"Je länger Beschäftigte unterwegs sind, desto unzufriedener äußern sie sich und desto negativer fällt ihre Selbsteinschätzung aus."

Mehr zum Thema - Deutscher Gewerkschaftsbund: In Berlin fehlen 145.000 Wohnungen

(rt/dpa)