In dem Brief bietet Vizekanzler Olaf Scholz den USA an, den Import von US-Fracking-Gas mit einer Milliarde Euro aus deutschen Steuermitteln zu fördern. Das Schreiben hatte Scholz an seinen damaligen US-Amtskollegen Steven Mnuchin geschickt. Die Umweltschutzorganisation DUH hat nun eine Kopie ins Internet gestellt. Schon im September berichtete Die Zeit weitgehend unbeachtet darüber.
Die Bundesregierung lehnte es bisher ab, den Brief zu veröffentlichen oder auch nur dessen Existenz zu bestätigen. "Um den angebotenen Geheimdeal endlich eindeutig belegen zu können, hat sich die DUH zur Veröffentlichung des ihr inzwischen vorliegenden Originaldokuments entschieden", begründete die Umweltorganisation nun ihr Vorgehen.
Das von der DUH veröffentlichte Schreiben besteht aus einem kurzen, persönlich gehaltenen Anschreiben an den Finanzminister der US-Regierung von Präsident Donald Trump zu "drei Säulen", die aus Sicht des SPD-Kanzlerkandidaten für eine Verständigung über Flüssiggasimporte, europäische Energiefragen sowie Nord Stream 2 eine Rolle spielen sollten.
Angefügt ist ein längeres sogenanntes "Non-Paper", also ein Geheimpapier, in dem dies näher erläutert wird.
Darin bietet Scholz an, staatliche Unterstützung für den Bau von Flüssiggasterminals an der deutschen Nordseeküste um eine Milliarde Euro aufzustocken, um Gasimporte aus den USA zu erleichtern. Zugesagt wird zudem deutsche Unterstützung für die Sicherung russischen Gastransits durch die Ukraine und die Versorgungssicherheit Polens und weiterer Staaten. Im Gegenzug sollten die USA auf Sanktionen gegen die Pipeline Nord Stream 2 von Russland nach Deutschland verzichten. Die USA taten das allerdings nicht.
DUH-Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner warf Scholz einen "schmutzigen Deal" zulasten Dritter und für "den Import von schmutzigem Fracking-Gas" vor. "Klimaschutz ist für den Vizekanzler offenbar nur ein Lippenbekenntnis, das diesem Doppel-Deal zugunsten der Gaslobby willfährig geopfert wird", kritisierte er weiter.
"Die Bundesregierung opfert den Klimaschutz den fossilen Gasprojekten", erklärte auch der DUH-Klimaexperte Constantin Zerger. Sie versuche, "ein extrem umwelt- und klimaschädliches Projekt abzusichern, in dem sie Geld der Steuerzahler verschwendet und damit noch mehr umwelt- und klimaschädliche Erdgas-Infrastruktur baut". Dieser "Deal" würde demnach zu einem CO2-Ausstoß von 130 Millionen Tonnen führen.
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