Mainzer Impfstoffhersteller BioNTech will mehr Geld vom Staat

Bei der Entwicklung ihrer Impfstoffe profitieren Pharmafirmen von der Grundlagenforschung an staatlich unterstützten Universitäten. In der COVID-19-Pandemie bekamen sie zusätzliche Millionenhilfen vom Staat. Jetzt will BioNTech weitere 400 Millionen an Staatsgeldern.

Nach verzögerter Bestellung der EU von Impfstoffen gegen das Coronavirus im letzten Jahr gibt es für die Hersteller nun die staatliche Abnahmegarantie. Laut einem versehentlich veröffentlichten Tweet der belgischen Verbraucherschutz-Staatsekretärin Eva De Bleeker bekommen die Hersteller pro Impfdosis in der Regel einen zweistelligen Betrag, so erhält BioNTech zwölf Euro, Curevac 14 Euro und Moderna rund 15 Euro. Der Stoff von AstraZeneca ist mit 1,78 Euro mit Abstand am günstigsten zu haben.

Nachdem die beiden Impfstoffhersteller BioNTech und Curevac mit Millionensummen vom deutschen Staat unterstützt wurden, fordert der Mainzer Impfstoffhersteller BioNTech nun weitere 400 Millionen Euro.

Nun fordert der Mainzer Impfstoffhersteller BioNTech noch mehr Geld vom Staat. Nach eigenen Angaben hülfe dies Deutschland und der EU, die Produktionskapazitäten des COVID-19-Impfstoffs zu steigern. "Im vergangenen Jahr hätte uns mehr Geld nicht geholfen, weil wir den Produktionsprozess im großen Maßstab erst sicher aufstellen mussten", sagt BioNTech-Finanzvorstand Sierk Poetting dem Spiegel.

Jetzt aber würde Geld helfen. Besonders, wenn für nächstes Jahr eine Kapazität von drei Milliarden Dosen antizipiert werden sollte, wie es in der vergangenen Woche angefragt wurde. Poetting geht davon aus, dass der Bedarf an Impfstoff weiter steigen werde.

Die Zahl der verabreichten COVID-19-Impfdosen in Deutschland ist auf 3.116.122 gestiegen, so das Impfquoten-Monitoring des Robert Koch-Instituts (RKI). Demnach liegt die Quote der Erstimpfungen nun bei 2,66 Prozent, die der Zweitimpfungen bei 1,09 Prozent. Das entspricht 903.271 vollständig geimpften Personen. Ein vollständiger Impfschutz besteht bei den Präparaten erst nach zwei Impfungen.

Der Bedarf an Impfstoff könne in unterversorgten Länder weiter steigen, sodass eine dritte Impfdosis gegen mutierte Varianten des Virus notwendig werden könnte. Auch für den Kampf gegen neue Mutationen arbeite man daran, weitere Standorte auszubauen. Neue Partner sollten mit ins "Netzwerk" genommen werden.

Ein Regierungssprecher bestätigte: "Wir sind schon mit BioNTech über finanzielle Absicherungen im Gespräch. Wir werden alles Notwendige zur Unterstützung tun."

Auch Bundesfinanzminister Olaf Scholz bestätigte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland: "Am Geld wird die schnellere Beschaffung von Impfstoff jedenfalls nicht scheitern. Ich spreche mit Unternehmen und frage: Gibt es eine Stelle, wo wir mit öffentlichen Mitteln privatwirtschaftliche Entscheidungen erleichtern können?"

Auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hatte angesichts der Lieferengpässe bei COVID-19-Impfstoffen für die Bereitstellung weiterer EU-Mittel geworben. Als Beispiel wurden zusätzliche Investitionen in den Ausbau oder die Umwidmung von Produktionsstätten genannt.

Auch BioNTechs Partner Pfizer erhält in den USA bereits Unterstützung. Die US-Regierung arbeitet hier gezielt mit einem Gesetz zur Militärproduktion, um Pfizer den ersten Zugriff auf Komponenten für den Impfstoff zu sichern, wie der Corona-Logistik-Koordinator des Weißen Hauses, Tim Manning, erklärte.

Es gehe beispielsweise um bestimmte Pumpen und Filter. Der Schritt der Regierung werde Pfizer ermöglichen, die Produktion anzukurbeln um "in den kommenden Monaten Hunderte Millionen Dosen auszuliefern", so Manning.

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