Mit der Aktion "Licht an!" haben Tausende Friseurbetriebe in der Nacht auf Montag auf ihre dramatische wirtschaftliche Situation im zweiten Lockdown aufmerksam gemacht und ihre Salons 24 Stunden beleuchtet. In der ohnehin einkommensschwachen Branche stehen viele Geschäftsinhaber und Friseure vor dem finanziellen Aus. Bereits letztes Jahr kam es nicht nur wegen der beiden Lockdowns, sondern auch wegen des Wegfalls zahlreicher Feiern – vom Schuleintritt bis zur Hochzeit – zu starken Umsatzrückgängen.
Parallel müssen Miete und andere Fixkosten trotz nicht vorhandener Einnahmen weiter bezahlt werden. Falls die Regierung nicht bald Überbrückungshilfen zur Verfügung stellt, werde es viele Betriebe im Sommer nicht mehr geben. Zuletzt hatte das Handwerk auch mit anderen kreativen Protestformen auf sich aufmerksam gemacht. So demonstrierten bereits vorletzte Woche mehrere Hundert sächsische Friseure in Trauerkleidung und mit Frisierköpfen am Dresdner Elbufer. In Chemnitz kamen die Betroffenen mit Schneidehocker und Teelicht auf dem Neumarkt zusammen, um auf ihre Situation aufmerksam zu machen.
Viele Friseure waren von den erneuten Zwangsschließungen überrascht. Denn mit Blick auf den Frühjahrs-Lockdown verkündete Gesundheitsminister Jens Spahn im September:
"Man würde mit dem Wissen heute, das kann ich Ihnen sagen, keine Friseure mehr schließen und keinen Einzelhandel mehr schließen. Das wird nicht noch mal passieren."
Mitte Dezember – in der umsatzstärksten Zeit kurz vor Weihnachten – gingen dann trotzdem die Lichter aus. Und das, obwohl die Geschäftsinhaber viel Geld und Energie in ihre Läden gesteckt haben, um die strengen Hygienevorschriften zu erfüllen. Dabei ist das Risiko einer möglichen Virusübertragung in Friseurläden ohnehin überschaubar.
Die Reproduktionsrate in einem Friseursalon soll bei 0,05 liegen, die damit verbundene Ansteckungsgefahr ist laut einer britischen Studie daher als sehr gering einzuschätzen.
Zuletzt hatte es massiv Kritik – unter anderem auch aus der Branche selbst – an perfekt frisierten Profifußballern und Politikern gegeben, während gleichzeitig die "Corona-Matte" als "solidarisch" gepriesen wird. Hier werde vom Kunden und Dienstleistungsanbieter zugleich gegen die "Corona-Schutzverordnung" verstoßen als auch Schwarzarbeit befördert. Auch hier zeigt sich offenkundig, dass die "Corona-Maßnahmen" die Herausbildung einer Zweiklassengesellschaft befeuern – eine Entwicklung, vor der Experten seit Monaten warnen. Dazu kommt: Neben den Friseuren hat der Kunde das größte Nachsehen. Bereits nach dem ersten Lockdown im Frühjahr 2020 wunderte sich so mancher Gast im Salon über teilweise mehr als 25-prozentige Preiserhöhungen.
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