Zwischen dem 14. und dem 19. Januar haben mehr als 1.134 Unternehmerinnen und Unternehmer an der Umfrage teilgenommen. Unter den von vorübergehenden Schließungen betroffenen Einzelhändlern seien es nur knapp ein Fünftel, die Hilfe erbeten haben. Diese waren von den behördlich verordneten Schließungen im November und Anfang Dezember nicht betroffen, weshalb sie für die entsprechenden Programme nicht antragsberechtigt seien. Der Handel warte nach wie vor auf den Start des Überbrückungsgeldes III. Der Präsident Peter Heydenbluth von der IHK Potsdam sagt dazu:
"Eine ganze Reihe von Firmen lässt es dennoch sein. Schwer zu überblickende Antragsbedingungen sowie die Befürchtung, das Geld wieder zurückzahlen zu müssen – das hält vielerorts von der Beantragung ab."
Insbesondere Kleinstunternehmen wie Soloselbstständige berichten, dass sie leer ausgingen. In ärgster Bedrängnis seien über alle Branchen hinweg elf Prozent der Firmen, weitere rund 36 Prozent redeten von einer möglichen Gefahr für ihren Betrieb. Die größten Sorgen würden dabei die Veranstalter mit 72 Prozent, Gastronomen mit insgesamt 70 Prozent sowie der Handel mit fast 60 Prozent haben.
Insolvenzgefahr drohe über alle Branchen hinweg bei insgesamt 12 Prozent der Firmen. Bei den Veranstaltern, Gastronomen und Händlern sei es wiederum ein Fünftel. Jedoch: Über 60 Prozent aus allen Branchen sehen sich derzeit nicht als gefährdet – viele geben aber zu bedenken, dass die staatlichen Hilfen ausreichen, wenn sie nur schneller und unbürokratischer ankämen.
Das richtet sich vor allem an die verantwortlichen Politiker, von denen mehr Planbarkeit und längerfristiges Denken erwartet werde. "Gastronomen hätten sicherlich weniger Ware vor Weihnachten eingekauft und auch die Einzelhändler, wenn etwas vorausschauender entschieden worden wäre."
Dass die Infektions-Zahlen zum Dezember hin explodierten, das war nicht überraschend. "Unternehmen können besser damit umgehen, wenn man ihnen reinen Wein einschenkt und nicht immer wieder aufs Neue vertröstet", so der IHK-Präsident. Auch dürfe die Föderalismus-Idee nicht zum Hemmschuh für ein ganzes Land werden. Die Corona-Krise sollte Anlass sein, diese Strukturen zu überprüfen und womöglich anzupassen.
Willi Emons vom gleichnamigen Transportunternehmen mit Sitz in Köln und Niederlassung in Großbeeren sieht die Lage zwar noch gelassen. Zu RT DE sagt er: "Noch gleichen im Innlandgeschäft die durch die Corona-Krise verursachten Ausfälle neue Liefer-Aufträge durch Privatbestellungen aus. Doch wenn diese wegbrechen und die überregionalen Fuhren ausbleiben würden, könnte es eng werden."
In der aktuellen IHK-Umfrage antworteten auf die Frage "Sehen Sie durch die Verlängerung des Corona-Lockdowns bis zum 31.01. oder sogar darüber hinaus Ihre unternehmerische Existenz in Gefahr?" rund 32, 6 Prozent der Dienstleister, dass die Zukunft ihres Unternehmens gefährdet sein könnte. Aus der Veranstaltungsbranche sind es 55,8 Prozent, aus der Gastronomie sind es 50,7 Prozent. Sogar ganz akut gefährdet sehen sich derzeit 9,3 Prozent der Dienstleister, 16,3 Prozent der Veranstaltungsbranche und 19,2 Prozent der Gastronomie.
In der Gesamtheit aller Unternehmen berichten mehr als 50 Prozent, dass sie sich bisher nicht in ihrer Existenz gefährdet sähen. Die staatlichen Finanzhilfen werden mehrheitlich als ausreichend beurteilt, wenn sie denn schneller und unbürokratischer ausgezahlt würden. Allerdings erwarteten rund 4 Prozent, dass die finanziellen Unterstützungsmaßnahmen nicht ausreichen werden und sie in den kommenden drei Monaten Insolvenz anmelden müssen, weitere 8 Prozent rechnen damit im weiteren Jahresverlauf. Dies würde eine Insolvenzwelle mehrerer Tausend Betriebe bedeuten.
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