Bundeskanzlerin Angela Merkel ist offenbar nicht zufrieden mit der bisherigen Eindämmung der COVID-19-Pandemie hierzulande. Dies geht zumindest aus einem Medienbericht hervor. Zudem soll ihr die Ausbreitung der Coronavirus-Mutationen aus Großbritannien und Südafrika Sorgen machen, weshalb sie demnach härtere Maßnahmen gefordert haben soll.
In einer internen Videokonferenz mit den Fraktionschefs der Union von Bund und Ländern soll Bundeskanzlerin Merkel dem Medienbericht zufolge das Management in der Corona-Krise scharf kritisiert haben. Wie die Bild-Zeitung berichtet, soll die Kanzlerin etwa statt möglichen und von vielen Menschen ersehnten Lockerungen der Corona-Regeln jedoch noch schärfere Beschränkungen ins Spiel gebracht haben. Die Zeitung zitiert die CDU-Politikerin aus der internen Schalte vom Sonntag mit den Worten:
"Uns ist das Ding entglitten. Wir müssen noch strenger werden, sonst sind wir in 14 Tagen wieder da, wo wir waren."
Den Teilnehmern zufolge soll sie weiter gesagt haben: "Das ist alles furchtbar. Man nennt es Naturkatastrophe."
Die bisherige Eindämmung der COVID-19-Pandemie war nicht erfolgreich. Kritik gab es demnach etwa an der Arbeit der Behörden. Im Fokus waren demnach vor allem die Gesundheitsämter. So soll die Kanzlerin gesagt haben:
"Die Ämter wurden im November verpflichtet zur Einführung einer einheitlichen Software. Aber nur ein Drittel sind bisher an das System angebunden. Es gibt viele Ausreden."
Kritik gab es demnach auch an der Bevölkerung. So soll Merkel ihr Unverständnis für die Auslandsreisen vieler Deutschen geäußert haben. Weihnachten seien jeden Tag 50.000 Menschen auf die Kanaren und die Malediven geflogen. Dem Blatt zufolge soll sie die Frage gestellt habe:
"Warum können wir die Reisen nicht verbieten?"
Weiter soll die Regierungschefin nach Angaben von Zuhörern der Schalte gesagt haben, dass man den Flugverkehr so ausdünnen müsse, "dass man nirgendwo mehr hinkommt". Dagegen würde zwar "die Lufthansa demonstrieren, aber der Schaden ist so groß", soll Merkel laut Bild betont haben. Zudem bräuchte Deutschland ein härteres Grenzregime.
Um die Pandemie in den Griff zu bekommen, müsste Deutschland auf eine Inzidenz unter 50 kommen. Am Montagmorgen hatte die Sieben-Tage-Inzidenz in Deutschland laut Robert Koch-Institut bei 111,2 gelegen. Laut Kanzlerin Merkel würden sich derzeit "alle freuen, wenn wir unter 200 sind". Dabei hätten die Gesundheitsämter keine "Fähigkeit mehr zur Kontaktnachverfolgung".
In Bezug auf die Mutationen des Coronavirus soll die Kanzlerin geschildert haben, dass man "auf einem Pulverfass" lebe. Öffnungen der Geschäfte und Restaurants Mitte Februar sind laut der Regierungschefin "nicht gesichert". Bei möglichen Öffnungen müsse die Reihenfolge lauten: Erst Kitas und Schulen, dann Geschäfte, dann Restaurants.
Die zunächst in Großbritannien (B.1.1.7) und Südafrika (B.1.351) nachgewiesenen Varianten des Coronavirus gelten als hochansteckend. Erst am Montag sagte Regierungssprecher Steffen Seibert:
"Wir haben im Hintergrund die dunkle Wolke einer sehr ernsthaften Gefahr."
Die Massenimpfungen würden damit immer mehr zum Wettlauf gegen die Zeit. Unter Anführung möglicher Folgen einer Verbreitung der Mutation wurde erst neulich der bis Ende Januar vorgesehene Lockdown nun bis zum 14. Februar verlängert.
Die Debatte und die Forderungen nach einem Lockdown-Ende Mitte Februar, die zuletzt wegen der sinkenden Fallzahlen laut geworden sind, blockte etwa der neue CDU-Vorsitzende Armin Laschet vor wenigen Tagen mit den Worten ab: "Die Bedrohungslage ist noch zu groß".
Auch zum Schutz der sogenannten vulnerablen Gruppen und Eindämmung der Virus-Ausbreitung in den Altenheimen soll sich die Kanzlerin geäußert haben. Sie sagte laut Bericht:
"Wir sind nicht so gut durch den Winter gekommen wie im Frühjahr. Das ist eine traurige Geschichte."
Diesbezüglich brachte sie noch mehr Testungen in den Senioreneinrichtungen zur Sprache und bat demnach eindringlich um Unterstützung der Länder.
"Ich kann nicht 14.000 Altenheime von Berlin aus persönlich anrufen, ich bitte um Mithilfe!"
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