Berlins Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) äußerte sich empört über die anhaltende Unklarheit über die weiteren Lieferungen des Corona-Impfstoffs vom Unternehmen BioNTech. Nach dem bundesweiten Impfstart am 27. Dezember wurde bekannt, dass die nächste Lieferung des Impfstoffes voraussichtlich erst zum 11. Januar kommen wird. Zwischenzeitlich erklärte das Bundesgesundheitsministerium, dass man mit BioNTech eine Auslieferung zum 8. Januar geplant habe. Klarheit über die genauen Mengen und Lieferzeitpunkte gibt es bislang nicht.
Kalayci sagte am 1. Januar gegenüber der Deutschen Presse-Agentur:
"Ich erwarte jetzt von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn Aufklärung und endlich eine verlässlich und belastbare Auflistung des Impfstoffes, der da kommen soll. Wir wissen ja noch nicht einmal, ob die jetzt für den 8. Januar angekündigte Lieferung zusätzlich oder nur vorgezogen ist. Und jetzt weiß die Firma BioNTech offenbar auch nicht, was sie leisten, was sie liefern kann. So können wir die Priorisierung, die der Bund uns vorgegeben hat, nicht umsetzen."
BioNTech weist die Vorwürfe zurück. Der Unternehmenschef Ugur Sahin bekundete, dass man aktuell nach neuen Kooperationspartnern suche, um mehr Impfstoff produzieren zu können. Bislang habe man fünf Partner dafür finden können. Die Verträge würden derzeit ausgehandelt. Ende Januar werde man genau wissen, "ob und wie viel mehr produziert werden könne".
Das Chaos um die Lieferungen sei auch der Einkaufspolitik der EU geschuldet. Sahin kritisierte, dass die EU nicht genügend Impfdosen im Vorfeld bestellt habe. Nach seinen Aussagen habe die EU zu lange gewartet, ob noch andere Hersteller Impfstoff liefern würden. Die USA hingegen hätten rechtzeitig genügend Dosen des Pfizer/BioNTech-Impfstoffes geordert.
Sahin betonte, die Herstellungskapazitäten zu erhöhen, sei "alles andere als trivial":
"Aber es ist ja nicht so, als stünden überall in der Welt spezialisierte Fabriken ungenutzt herum, die von heute auf morgen Impfstoff in der nötigen Qualität herstellen könnten."
Das Bundesland Berlin hat bisher nach Angaben der Gesundheitsverwaltung etwa 60.000 Impfdosen erhalten. Laut Robert Koch-Institut wurden davon bis zum 31. Dezember etwa 9.000 verabreicht. Die Berliner CDU – als stärkste Oppositionspartei gegenüber der rot-rot-grünen Koalition – führte das auf ein schlechtes Impfmanagement zurück. Geimpft wurden zunächst Menschen in Pflegeheimen, Pfleger sowie Beschäftigte in Krankenhäusern.
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(rt/dpa)