Wird der Impfstoff knapp? Ärzte empfehlen, aus Fläschchen sechs statt nur fünf Dosen zu extrahieren

Laut Empfehlung der Europäischen Arzneimittel-Agentur lassen sich nur fünf Impfdosen aus einem Pfizer/BioNTech-Fläschchen entnehmen. Ärzte aus Moers (NRW) entnahmen sechs bis sieben Dosen und konnten somit mehr Personen impfen. BioNTech beantragt eine erhöhte Zulassung.

Nach Empfehlung der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) lassen sich aus einem Fläschchen des Pfizer/BioNTech-Impfstoffes fünf Impfdosen entnehmen. Ärzte aus Moers (Kreis Wesel, NRW) haben aus einzelnen Durchstechfläschchen sechs und teilweise sogar sieben Impfdosen gewonnen und konnten damit insgesamt 50 Personen mehr als ursprünglich vorgesehen impfen – Mitarbeiter aus dem örtlichen Bethanien-Krankenhaus. Der Hersteller BioNTech reagierte darauf und beantragt nun, die Zulassung bei der EMA zu ändern.

Die ursprüngliche Empfehlung der EMA bei der Zulassung des Pfizer/BioNTech-Impfstoffes lautete, dass pro Fläschchen je fünf Impfdosen zu entnehmen seien. Die nicht verwendeten Reste in den Flaschen sollten sechs Stunden nach der Verwendung entsorgt werden. Es gab laut EMA keine Belege, "dass sich konstant sechs Impfdosen aus einer Flasche extrahieren lassen".

Nach den Befunden aus Moers beantragte der Impfstoffhersteller BioNTech nach Angaben des WDR, die Zulassung bei der EMA zu ändern – um künftig sechs statt fünf Dosen aus einer Flasche gewinnen zu können. Voraussetzung dafür sei, "dass entsprechende Spritzen oder Nadeln verwendet würden – nicht mit allen Spritzen lassen sich mehr als fünf Dosen aus einer Durchstechflasche extrahieren".

Die EMA kündigte an, eine zügige Entscheidung darüber zu treffen. Andere Arzneimittelbehörden wie die US-amerikanische FDA oder die Schweizer Swissmedic geben diese Empfehlung schon. Wichtig sei lediglich, dass immer die vorgegebene Menge von 0,3 ml Impfstoff verabreicht werde.

Die EMA betonte, dass die verbleibende Impfstoffmenge in einem Fläschchen nach fünf Dosen noch für eine volle Dosis ausreichen müsse. Ansonsten müsse der Rest entsorgt und "unter keinen Umständen darf überschüssiger Impfstoff aus mehreren Durchstechflaschen zu einer Dosis vereint werden". Dabei könnte der Impfstoff verunreinigt werden.

In die Debatte schaltete sich auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) ein. Er sagte, dass man bereits am Sonntag alle Bundesländer darüber informiert habe, dass sich bis zu sechs Impfdosen aus einem Fläschchen gewinnen lassen.

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