Corona-Impfkampagne in Deutschland beginnt am Sonntag – Lockdown-Lockerungen trotzdem nicht in Sicht

Am Sonntag soll in Deutschland die Impfkampagne gegen das Coronavirus starten. Einen Tag zuvor werden die Impfstoffe dafür geliefert. Doch Mediziner warnen vor verfrühten Hoffnungen: Es könne noch lange dauern, bis eine ausreichende Menge an Dosen verbreicht wird.

Einen Tag vor Beginn der Corona-Impfungen in Deutschland wird am Samstag der Impfstoff in den einzelnen Bundesländern ankommen. Die Bundesbehörden lassen mehrere zehntausend Impfdosen der Firma BioNTech an insgesamt 27 Standorte liefern. Von dort werden sie dann an Impfzentren und mobile Teams verteilt, die ab Sonntag die ersten Impfungen vornehmen sollen. Zuerst sollen Menschen im Alter von über 80 Jahren sowie Pflegekräfte und das besonders gefährdete Personal von Krankenhäusern immunisiert werden.

Der Bundesgesundheitsminister Jens Spahn wird am Samstagmorgen auf einer Pressekonferenz in Berlin über die Impfaktion informieren. Er hat die Bevölkerung bereits auf mögliche Anlaufschwierigkeiten vorbereitet: "Es wird am Anfang ruckeln."

Nach einer YouGov-Umfrage im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur wollen sich derzeit etwa zwei Drittel der Deutschen impfen lassen. 32 Prozent der Befragten gaben an, sich so schnell wie möglich impfen lassen zu wollen. Weitere 33 Prozent sind zwar ebenfalls dazu entschlossen, wollen aber trotzdem erst einmal mögliche Folgen der Impfung bei anderen abwarten. 19 Prozent haben sich gegen eine Impfung entschieden, 16 Prozent sind noch unentschlossen.

Bis Ende März sollen 11 bis 12 Millionen Impfdosen zur Verfügung stehen. Da das Präparat zweimal verabreicht werden muss, würde diese Menge in etwa für 5,5 bis 6 Millionen Menschen reichen. Spahn geht davon aus, bis zum Sommer allen Bürgern in Deutschland ein "Impfangebot" machen zu können – sofern weitere Präparate eine Zulassung erhalten.

Einige Mediziner warnen allerdings vor einer verfrühten Entwarnung. So erklärte etwa der Kieler Infektionsmediziner Prof. Helmut Fickenscher, dass der Corona-Impfstart "die Epidemie vorerst nicht beeinflussen" werde. "Dies liegt daran, dass wir einfach viel zu viele Leute zu impfen haben und noch längere Zeit nicht genügend Impfstoff zur Verfügung haben werden", sagte Fickenscher der Deutschen Presse-Agentur. Er ist Direktor des Instituts für Infektionsmedizin des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH) und Präsident der Deutschen Vereinigung zur Bekämpfung der Viruskrankheiten.

Eine günstige Corona-Entwicklung 2021 hänge laut Fickenscher davon ab, ob die weitgehende Durchimpfung der Bevölkerung – seien es nun 60 oder 80 Prozent – vor dem Winterhalbjahr 2021/2022 abgeschlossen sein wird. Vor Ostern rechnet Fickenscher nicht mit deutlichen Lockerungen der Corona-Auflagen. Vielleicht könnten einige Branchen vorher schon wieder öffnen. Aber eine relevante Lockerung im Alltag erwarte er erst, wenn das Wetter deutlich wärmer wird. Daher wünsche er sich, dass der Frühling warm und frühzeitig beginnt.

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(dpa/rt)